Der Tag

Museum Kunstpalast (Ehrenhof), Düsseldorf

Strahlkraft aus Stein: Thorn Prikkers „Der Tag“ am Ehrenhof zelebriert Licht, Rhythmus und das Überdauern durch Zeit.

Kunst
Künstler*inJan Thorn Prikker
Entstehungszeit1925–1926
1937 (Zerstörung)
1947 (Aufstellung/Installation)
1952–1954 (Restaurierung)
1967–1968 (Restaurierung)
Materialverschiedenfarbige Glasmosaiken
TechnikMosaik auf Putzgrund
Maße(H x B): 561 × 1052 cm
Kosten17.500,00 Mark
Bau
AdresseEhrenhof 4-5
40479 Düsseldorf
Bauzeit2000
Architekt*innenOswald Mathias Ungers
Sanierung2023 Sieber Architekten
StandortEckpavillon im Ehrenhof, Museum Kunstpalast
Route in Google Maps
Zugänglichkeit

Offen Zugänglich, wegen Baufälligkeit ist der Pavillon von einen Bauzaun umschlossen

Karte
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Licht, Energie und Bewegung

„Solche Kunstwerke sind an den Ort gebunden… zu ihnen muss man pilgern“ - August Hoff, Kunsthistoriker und Thorn Prikker-Biograf

Im Jahr 1926 wurde das großformatige Wandmosaik "Der Tag" von Jan Thorn Prikker für den südlichen Eckpavillon des Ehrenhofs gestaltet, der heute Teil des Museum Kunstpalast ist. Der niederländische Künstler wurde im Rahmen der GeSoLei-Ausstellung von 1926 mit der künstlerischen Gestaltung beauftragt, in deren Verlauf auch die Architektur und Ausstattung des Ehrenhofensembles realisiert wurden.

Das 1052 cm breite und 561 cm hohe Mosaik zeigt ein abstrakt-geometrisches Gefüge aus vielfarbigen Steinen. Helle Töne sowie Gold-, Gelb- und Rottöne bestimmen die Bildfläche und stehen symbolisch für Licht, Energie und Bewegung.

Die Komposition vermittelt eine dynamische und rhythmische Wirkung, die an ein pulsierendes Netz aus Formen erinnert. Insbesondere unter direkter Sonneneinstrahlung entfaltet das Werk seine volle Leuchtkraft, was dem Titel des Werkes gerecht wird.

Prikkers Kunstwerk ist bewusst auf die geografische Lage des Pavillons abgestimmt. Es befindet sich an der Südseite und ist somit der Sonne zugewandt. Als Gegenstück wurde „Die Nacht” an der Nordseite des Ehrenhofs platziert. Beide Werke korrespondieren in Material und Gestaltung, thematisieren jedoch unterschiedliche Stimmungen und Tageszeiten.

Dass der Tag bis heute erhalten ist, ist nicht selbstverständlich: In der NS-Zeit galten die Werke von Thorn Prikkers als „entartet“. Ein geplanter Abriss konnte nur durch eine abdeckende Zwischenwand verhindert werden. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Mosaik wieder freigelegt und in den 1950er- und 1960er-Jahren restauriert.

Heute lädt „Der Tag” ein, das Licht der Vergangenheit neu zu betrachten. Es ist ein Mosaik, das nicht nur die Oberfläche schmückt, sondern auch Raum, Zeit und Erinnerung formt.

Architekturgeschichte im Wandel

Der Kunstpalast in Düsseldorf ist ein Bauwerk mit einer bewegten Geschichte und einem Spiegel der wechselnden Architekturdiskurse des 20. und 21. Jahrhunderts. Ursprünglich im Jahr 1902 für die "Große Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung" errichtet, präsentierte sich das Gebäude anfänglich in einem neobarocken Stil.

Im Rahmen der GeSoLei – der großen Ausstellung für Gesundheit, soziale Fürsorge und Leibesübungen im Jahr 1926 – wurde das Ensemble durch den Architekten Wilhelm Kreis in grundlegender Weise erweitert und neu geordnet. Er entwarf eine Dreiflügelanlage, die den Kunstpalast, das neue Kunstmuseum und mehrere Pavillonbauten in einer symmetrischen Hofanlage vereinte.

Die Fassaden der Museumsbauten bestehen aus gerippt gemauerten Ziegelwänden auf Muschelkalksockeln. Die Gliederung der Fronten erfolgt durch Natursteinbänder, während Risalite plastische Akzente setzen. In der Innenarchitektur des Kunstpalasts schaffen Glasfenster, ebenfalls von Prikker geschaffen, einen kathedralenartigen Charakter.

In den 1990er-Jahren wurde der marode Altbau des Kunstpalasts weitgehend abgetragen. Von dem ursprünglichen Bauwerk ist lediglich die unter Denkmalschutz stehende historische Fassade erhalten geblieben. Im Jahr 1995 wurde der Wettbewerb für den anschließenden Neubau von Oswald Mathias Ungers gewonnen. Seine Realisierung, die zwischen 1999 und 2000 erfolgte, besteht aus einem zentralen Kuppelbau, flankiert von zwei Skulpturenhöfen mit Glasdächern. Die Architektur Ungers ist durch eine klare Geometrie und strenge Gliederung charakterisiert, was als typisches Merkmal seines Werks betrachtet werden kann.

Im Rahmen der jüngsten Sanierung, die im Jahr 2023 abgeschlossen wurde, wurde das Innere des Museumskomplexes einer umfassenden Neugestaltung unterzogen. Ein neu installierter, durchgehender Rundgang erschließt nun beide Sammlungsflügel. Eine neu installierte Wendeltreppe verbindet die beiden Ausstellungsgeschosse miteinander, während die vormals als Tor zur GeSoLei-Achse genutzte Öffnung durch eine großflächige Glasfront ersetzt wurde. Letztere ermöglicht der Museumsgastronomie den Zugang zum Ehrenhof und bietet den Besuchern einen ungehinderten Blick auf diesen.

Galerie
Vita

Jan Thorn Prikker wurde 1868 in Den Haag (Niederlande) geboren und studierte ab 1882 an der dortigen Kunstakademie. Nach seinem Abschluss im Jahr 1887 folgten mehrere Wanderjahre durch Europa, in denen er sich zunächst als Maler mit symbolistischen und später expressiven Tendenzen profilierte. Ab 1895 wandte er sich zunehmend dem Kunsthandwerk zu und entwickelte Entwürfe für Möbel, Textilien und Glasarbeiten.

1904 wurde er als Lehrer an die Kunstgewerbeschule in Krefeld berufen. Dort stand er unter anderem mit dem Architekten Peter Behrens in Kontakt und nahm großen Einfluss auf die Entwicklung moderner Gestaltung. Es folgten Lehrtätigkeiten an der Folkwang-Schule in Essen (1913–1918) und an der Kunstgewerbeschule in München (1920–1923).

1923 wurde Prikker schließlich an die Kunstakademie Düsseldorf berufen. In diesen Jahren entstanden bedeutende Glasfenster und Mosaikarbeiten im öffentlichen Raum, darunter 1926 mehrere Werke für die Ausstellung „Gesolei“, die noch heute das Ehrenhof-Ensemble in Düsseldorf prägen. Ab 1926 lehrte er an der Werkschule Köln, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1932 tätig war.

Weitere Informationen
LinksRheinische Art - Thorn Prikker
Mural.ch - Thorn Prikker
Düsseldorf entdecken - Thorn Prikker
eMuseum - Mosaik der Tag
eMuseum - Fünf Glasmosaike
eMuseum - Thorn Prikker
Wettmann.com - Jan Thorn Prikker
QuellenBarbara Til, «Das Nützliche mit dem Schönen durchdringen…». Glasfenster und Mosaiken der Düsseldorfer Zeit, In: Heiser et al. (Hg.), Johan Thorn Prikker, Düsseldorf 2011, S. 214–231