(Ohne Titel) Muschelkalkrelief

Deutsche Oper am Rhein, Düsseldorf

Ein stilles Bekenntnis zur Rolle der Kunst: Ferdinand Hesedings Muschelkalkrelief

Kunst
Künstler*inFerdinand Heseding
Entstehungszeit1954–1956
MaterialMuschelkalk
Bau
AdresseHeinrich-Heine-Allee 16A
40213 Düsseldorf
BauherrDüsseldorf
StandortPosition über den Fensterfronten als Teil des Mittelrisalits an Nord- und Südseite des Düsseldorfer Opernhauses, Stadtmitte
Route in Google Maps
Karte
Um diesen Inhalt ansehen zu können, müssen Sie die Cookies für externe Medien aktivieren.
Klicken Sie hier, um die Cookie-Einstellungen zu öffnen.
Zwischen Maske und Musik

Drei rechteckige Steinplatten sind in die Fassadenflucht der Deutschen Oper am Rhein eingelassen – zurückhaltend, aber präsent. Sie zeigen eine symbolträchtige Szene: eine antike Maske, die an Theater und Tragödie erinnert, eine Lyra als Sinnbild der Musik und einen Lorbeerzweig als Zeichen des Triumphs. Mit ruhiger Klarheit hat Ferdinand Heseding diese Elemente aus Muschelkalk gefertigt und ihnen eine leise Erzählkraft verliehen.

Die Reliefs befinden sich über den Fensterachsen des Mittelrisalits an der Nord- und Südseite des Gebäudes an der Heinrich-Heine-Allee. Als fester Bestandteil der neuen Fassadengestaltung wurden sie in den Wiederaufbau des Opernhauses (1954–1956) integriert – ein Symbol für die Rückkehr der Kultur ins städtische Leben.

Das helle, feinporige Gestein verstärkt ihre stille Präsenz, die sich wie ein Echo des Bühnengeschehens in den Stadtraum ausdehnt. Die Travertin-Front dient den hochrechteckigen Tafeln als Bühne. Sie fügen sich in die klare Architektursprache der Nachkriegsmoderne ein, ohne ihre eigene Sprache zu verlieren.

Ferdinand Heseding, der zahlreiche Werke im öffentlichen Raum schuf, gestaltete mit den Reliefs ein zurückhaltendes, aber bedeutungsvolles Kunstwerk – ein stilles Bekenntnis zur Rolle der Kunst: sichtbar, symbolisch, menschlich – lautlos und doch voller Klang.

Gefährdetes Erbe – Die ungewisse Zukunft der Oper

Trotz ihrer denkmalgeschützten Fassade und der architektonischen sowie künstlerischen Zeugnisse der Nachkriegsmoderne steht die Deutsche Oper am Rhein in Düsseldorf heute vor einer ungewissen Zukunft. Das Gebäude an der Heinrich-Heine-Allee, in dem sich auch Ferdinand Hesedings Reliefs befinden, wurde 1956 im Zuge des Wiederaufbaus unter Wiederverwendung erhaltener Bauteile des historischen Stadttheaters aus dem 19. Jahrhundert errichtet. Das seit 1994 als Baudenkmal eingetragene Gebäude steht nicht nur für musikalische Kontinuität, sondern auch für einen architekturgeschichtlich bedeutsamen Abschnitt Düsseldorfs und für die Auseinandersetzungen um Baukultur und Demokratie nach 1945.

Doch genau dieses Erbe ist heute bedroht: Aufgrund erheblicher Sanierungsbedarfe wird sogar ein vollständiger Abriss des Opernhauses diskutiert. Das geplante Neubauprojekt firmiert unter dem Leitbild „Oper für alle“ und versteht sich als Zukunftsort kultureller Teilhabe und Stadtentwicklung. Kritiker*innen hingegen befürchten den vorschnellen Verlust eines bedeutenden Bau- und Kulturdenkmals, das nicht nur architektonisch, sondern auch stadtgeschichtlich von besonderem Wert ist.

Die Debatte spiegelt ein zentrales Spannungsfeld wider: Wie lassen sich kulturelle Erneuerung und bauliche Erinnerung in Einklang bringen? Was bedeuten Nachhaltigkeit, Teilhabe und Identität, wenn der Erhalt bestehender Strukturen und das Schaffen neuer Orte im Wettbewerb stehen? Und wie sichtbar darf – oder muss – Kunst am Bau sein, wenn der Raum, in dem sie wirkt, selbst zur Disposition steht?

Inmitten dieser Diskussion sind auch die Arbeiten von Ferdinand Heseding betroffen. Sie sind nicht nur Teil einer gestalteten Fassade, sondern auch Teil einer Stadtgeschichte, die sich im Relief der Steine ebenso zeigt wie im Umgang mit ihrem Fortbestehen.

Galerie
Vita

Ferdinand Heseding wurde am 28. Juni 1893 in Huckingen geboren und verstarb am 27. Mai 1961 in Düsseldorf. Nach dem Abschluss der Mittleren Reife erfolgte ein Wechsel an die Kunstgewerbeschule Düsseldorf. Das Studium wurde nach dem Ersten Weltkrieg an der Staatlichen Kunstakademie bei Hubert Netzer fortgesetzt. Ab dem Jahr 1925 war Heseding als freischaffender Bildhauer in Düsseldorf tätig.

Sein Wirken umfasst eine Vielzahl von Mahnmalen, Ehrenmalen, Brunnen, Skulpturen und Reliefs im öffentlichen Raum – von Duisburg über Düsseldorf bis Kalkar. Zu den von ihm geschaffenen Werken zählen sakrale Kunstwerke wie Taufbecken und Kreuzwegstationen, die in Kirchen zu finden sind. In den letzten Schaffensjahren löste sich Heseding von der gegenständlichen Formensprache und entwickelte freiere, angedeutete Formen.

Seine Werke prägen bis heute die städtischen Räume in Nordrhein-Westfalen.