(Ohne Titel) Lichtgestaltung

Post Tower, Bonn

Licht aus dem Innenraum heraus. Yann Kersalés Lichtinstallation bringt Kunst an die Fassade des Post Towers der Deutschen Post AG.

Kunst
Künstler*inYann Kersalè
KollektivL-Plan Berlin
Entstehungszeit2000–2002
MaterialÜber 5000 Neonhochspannungsröhren, 5 SkyGardens CMY Farbmischsystemen Exterior 600 von martin architectural
TechnikDimmbox; Interface DMX -> Dimmbox; DMX-Linienverstärker
Bau
AdresseCharles-de-Gaulle-Straße 20
53113 Bonn
BauherrDeutsche Post AG
Standort
Route in Google Maps
Karte
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Botschaften in dunkler Nacht

“Architectural lighting has to be flamboyant instead of being flagrant.” (Michael F. Rohde)

Der Post Tower in Bonn ist mit 162,5 Metern das vierzehnt höchste Hochhaus in Deutschland, welches vom Architekten Helmut Jahn, zusammen mit Werner Sobek geplant wurde. Es umfasst zwei Halbellipsen, welche sich leicht versetzt gegenüberstehen. Die Glasfassade hängt als Vorhang mit ca. 30 cm Abstand zum Gebäude.

Bereits von Anfang an, spielte in Jahns Konzept die Lichtplanung eine große Rolle, in welche Yann Kersalés Konzeption mit eingebunden wurde. Das Konzept wurde in Partnerschaft mit Michael F. Rohde von L-Plan weiterentwickelt und sollte die Transparenz des Gebäudes mit seinem Glasvorhang als Kernidee innehalten.

Eine Lichtgestaltung bestehend aus 3 Schichten sorgen für eine mehrdimensionale Wirkung des Gebäudes: die innere Ebene, bestehend aus dem Dachgarten, welche mit farbwechselnden Leuchten von Martin Architectual ausgestattet wurde. Eine mittlere Ebene, durch die Doppelfassade, an der über 2000 computergesteuerte Fassadenleuchten angebracht sind und die äußere Ebene, welche sich mit den fünf SkyGardens auszeichnet. Denn dort sind nochmals Leuchten mit CMY-Farbmischsystemen positioniert worden, welche dem Gebäude ein neues ästhetisches Empfinden für die Nacht verleihen.

Die Leuchtentypen wurden in erster Linie aufgrund ihrer Leistung gewählt: die Gestaltung mit Neon-Lichtpunkten war mit Neonröhren selbst nicht möglich. Die „Exterior 600“ Spots von Martin Architectual verwenden die gleiche Farbtemperatur, um eine Neonfarbe imitieren zu können und bilden so einen interessanten Kontrast zur weißen Projektion des Gebäudeinneren.

Das Zusammenspiel all dieser Leuchtmittel sorgt für einen einmaligen Anblick. Die Leuchten sind so positioniert, das innere Gebäudestruktur und Fensterschatten beleuchtet werden, tragende Stahlstützen werden akzentuiert, die Turmspitze wird „markiert“ und durch die Computer gesteuerten Farbwechsler kann das Gebäude individuelle Botschaften, zu besonderen Anlässen, in die Nacht schicken. Zum Beispiel ist es zur Weihnachtszeit möglich, einen abstrakten Tannenbaum an der Fassade abzubilden oder zum Beethovenfest wird ein Notenschlüssel abgebildet.

Verbotene Lichtspiele

Die Beleuchtung des Post Towers findet, je nach Jahreszeit, zwischen 21:40 und 1:00, in einer Abfolge von Blau zu Gelb und zu Rot, statt. Nach einer Studie zur Lichtverschmutzung des Post Towers und der Beeinflussung der Zugvögel von dessen Illumination, stellte sich heraus, dass sowohl die Verglasung als auch die Beleuchtung verschiedene negative Auswirkungen auf die Vogelwelt hat.

Die Testungen fanden in einen Zeitraum von Oktober 2006 bis November 2007 statt und belegten eine verstärkte Sterberate der Zugvögel durch den Post Tower vor allem während des Herbstzuges.

Nach Veröffentlichung des Berichtes folgte die Deutsche Post AG einige der Empfehlungen zu Zeiten des Vogelzuges. Blaues und gepulstes Licht beeinträchtigen Vögel weniger: die Fassadenbeleuchtung wird intervallartig blau beleuchtet und mit schwarzen Vogelsilhouetten abgebildet, um die Öffentlichkeit auf den Vogelschutz aufmerksam zu machen.

Weitere Empfehlungen waren das Abschirmen der Notbeleuchtung nach Außen, das Abschalten des Himmelsstrahlers und ebenfalls der Wandfluter auf der Südseite im Erdgeschoss, sowie der Dachstrahler an Ost- und Westseite des Konferenzgebäudes. Auch das kenntlich machen der Glasscheiben oder das Reduzieren der Spiegelungen vom Gehölz durch UV-Schutzfolien wurde empfohlen.

Galerie
Vita

Yann Kersalé, 1955 in Boulogne-Billancourt (Vorort Paris) geboren. Lebt und arbeitet heute in der Hafenstadt Douarnenez, wo er auch einen Teil seiner Kindheit verbrachte.

1972 bis 1978 absolvierte er ein Studium an der École des Beaux-Arts in Quimper, welches er mit einem nationalen Diplom abschloss. Ab 1984 begann Kersalé architektonische Beleuchtungen von natürlichen Umgebungen, sowie Gebäuden herzustellen und sich darauf zu spezialisieren.  

Erste Beleuchtungsexperimente fanden in den 1980er Jahren, als Prototyp des Eiffelturms, auf dem Metallturm Fourière in Lyon statt und im laufe seiner Karriere wurde er für Projekte in zahlreichen Städten beauftragt. Unter anderem: Frankfurt, Berlin, Las Vegas, Washington, DC, Lissabon, Brüssel und viele weitere.

Kersalé bevorzugt selbst die Bezeichnung „Projektkünstler“ und entwarf einige temporäre Installationen, sowie Festinstallationen. Darunter Pointe de la Torche, Finistère, 1986. Eine Computergestütze Projektion auf den Ozean, welche auf die Bewegungen des Wassers reagiert oder auch L'Ô, Musée du quai Branly, Paris, 2006. Lichtdurchlässige Stäbchen, die auf Temperaturänderungen reagieren und ihre Farbe ändern.

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