Ohne Titel (Farbgestaltung)

Hauptgebäude der TH OWL

Die Schalungsrichtung des Sichtbetons und die Lichtführung im Raum beeinflussten Gerhard Hausmanns Farbgestaltung für die Hochschule Lemgo.

Kunst
Künstler*inGerhard Hausmann
Entstehungszeit1970–1976
VerfahrenDirektauftrag
Bau
AdresseCampusallee 12
32657 Lemgo
Bauzeit1969–1974
Architekt*innenKurt Wiersing, Wilfried Brinkmann, Reinhard Brannolte, Manfred Drewek, Staatshochbauamt Detmold
BauherrStaatshochbauamt Detmold
StandortEingangshalle
Route in Google Maps
Karte
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Der Hochschulstandort Lemgo

Die heutige Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) geht zurück auf die 1964 gegründete Staatliche Ingenieurschule Lemgo, deren Vorläufer bis ins 19. Jahrhundert reichen. 1971 wurde sie mit ihren Fachbereichen Maschinenbau, Elektrotechnik und Fertigungstechnik Teil der Fachhochschule Lippe, zu deren Standorten später neben Lemgo noch Detmold und Höxter gehörten. Schon mit der Entstehung der Ingenieurschule 1964, die vorerst in Übergangsräumen untergebracht war, begann das Staatshochbauamt Detmold ein Hochschulgebäude für rund 600 Studierende zu planen. Zwischen 1970 und 1974 wurde der Entwurf realisiert. Das dreiflügelige Hauptgebäude weist eine differenzierte Höhenstaffelung von einem bis zu sechs Obergeschossen auf. Die Horizontale wird durch helle, reliefartig strukturierte Betonbrüstungen betont, die der Künstler Karl Ehlers gestaltete. Von ihm stammen auch die Stahlbetonstützen am Haupteingang, über dem die Aula auskragt.

Farbe auf Beton

Mit der Gestaltung des inneren Eingangsbereichs wurde der Hamburger Künstler Gerhard Hausmann beauftragt. Zur Entwicklung seines Farbkonzeptes setzte er sich mit der Lichtführung im Gebäude auseinander und untersuchte die Wirkung der geplanten Farben bei Tageslicht und bei Kunstlicht. Die Wandflächen im Bereich des Aufzugturms sollten das Raumlicht reflektieren und wurden daher mit möglichst hellen Farben versehen werden. Für die Unterflächen der Galerie und der Treppen wählte Hausmann eine Lasur in Altweiß, unter der die raue Struktur des Sichtbetons erfahrbar bleibt. An den Wänden des Schachts betonte er die horizontale und vertikale Ausrichtung der Schalung durch helle Streifen, deren Schnittflächen teilweise farbig akzentuiert sind. Über den Aufzugtüren gestaltete er quadratische Supraporten, bei denen sich plastische weiße Rahmen von darunterliegenden Farbflächen in Blau und Gelb sowie einer rot-blauen Wabe abheben. Die Galeriebrüstungen wurden in einem kräftigen Ockergelb gestrichen, das durch die Glaswände von außen sichtbar sein sollte.

Denkmalgerechte Sanierung von Kunst und Bau

Zwischen 2020 und 2022 sanierte der BLB NRW das seit 2017 denkmalgeschützte Gebäude. Aufgrund von Schadstoffbelastungen musste das Hauptgebäude entkernt und alle technischen Einbauten, Deckenverkleidungen, Wände, Türen und Bodenbeläge erneuert werden. Hinzu kamen Modernisierungsmaßnahmen. In Abstimmung mit der Denkmalbehörde wurde ein neues Farb- und Materialkonzept erarbeitet. Die künstlerische Ausgestaltung der Halle blieb erhalten. Die Restauratoren analysierten zunächst die Farben und entfernten Verunreinigungen, beispielsweise durch Graffiti oder Klebestreifen. Anschließend wurden die Farbflächen aufgearbeitet. Dabei wurden in Abstimmung mit der Denkmalpflege auch einige grüne Elemente, die nicht zu Hausmanns ursprünglichem Konzept gehörten, durch weiße Flächen ersetzt.

Galerie
Vita

Gerhard Hausmann, geboren 1922 in Chemnitz, lebte und arbeitete ab 1947 bis zu seinem Tod 2015 in Hamburg. Von 1940 bis 1941 studierte Hausmann Maschinenbau an der Akademie für Technik in Chemnitz. Nach Wehrdienst und Kriegsgefangenschaft besuchte er von 1947 bis 1952 die Landeskunstschule (heute: Hochschule für Bildende Künste) Hamburg. Zu seinem künstlerischen Werk zählen Gobelins, Wandfresken und Glasfenster, vor allem für Sakralbauten. Er setzte sich intensiv mit der Wirkung von Licht und Farbe auf Räume auseinander und schuf in Zusammenarbeit mit Architekten Gutachten und Farbkonzepte. Seine Arbeiten wurden unter anderem 1957 auf der Interbau in Berlin und 1978 auf der Hamburg-Bau ausgestellt. Allein in Westfalen realisierte Gerhard Hausmann in den 1970er und 1980er Jahren mindestens acht Kunstwerke für staatliche Bauten, darunter Farbgestaltungen für die Amtsgerichte in Brakel, Iserlohn und Lemgo, die Justizvollzugsanstalten in Detmold und Werl sowie die Hochschule in Lemgo.

Weitere Informationen
LinksBLB NRW: Denkmäler in NRW: TH OWL
QuellenKunst und Bau 1967–1979. Schriftenreihe des Ministers für Landes- und Stadtentwicklung des Landes Nordrhein-Westfalen, Bd. 2. [1980], S. 55
Das Hauptgebäude der Technischen Hochschule OWL in Lemgo. Hrsg.: Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, Niederlassung Bielefeld. Juni 2022