Künstler*in | Jan Thorn Prikker |
Entstehungszeit | 1925–26 1937 (Zerstörung) 1947 (Aufstellung/Installation) 1952–1954 (Restaurierung) 1967–1968 (Restaurierung) |
Material | verschiedenfarbige Glasmosaiken |
Technik | Mosaik auf Putzgrund |
Maße | (H x B): 561 × 1052 cm |
Kosten | 17.500,00 Mark |
Adresse | Ehrenhof 2 40479 Düsseldorf |
Standort | Eckpavillon im Ehrenhof, Museum Kunstpalast Route in Google Maps |
Zugänglichkeit | Frei Zugänglich, wegen Baufälligkeit von Bauzaun eingefasst |
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Fast zu übersehen und doch voller Präsenz: Die Nacht, das zweite Wandmosaik von Jan Thorn Prikker, antwortet dem südlich gelegenen Pendant Der Tag mit gedämpfter Stille. Es wurde 1926 im Rahmen der GeSoLei-Ausstellung geschaffen und schmückt seitdem den nördlichen Eckpavillon des heutigen NRW-Forums.
Im Gegensatz zur lichten Strahlkraft des „Tags” entfaltet sich hier eine zurückhaltende, dunkle Farbkomposition. Schwarze, blaugraue und rotbraune Mosaiksteine erzeugen eine Atmosphäre der Ruhe und des Rückzugs. Die geometrischen Strukturen bleiben erkennbar, wirken jedoch gedämpfter, als würde sich das Bild selbst in die Dämmerung zurückziehen.
Beide Werke bilden gemeinsam ein ausdrucksstarkes Spannungsfeld: Tag und Nacht als komplementäre Pole, als Rhythmusgeber eines ewigen Kreislaufs. Ihr symbolischer Dialog ist nicht nur visuell, sondern auch architektonisch verankert – im Nord-Süd-Gefüge des Ehrenhofensembles.
Wie Der Tag überstand auch Die Nacht die Zeit des Nationalsozialismus nur durch eine vorsorgliche Verkleidung. Heute sind beide Mosaike als kunst- und stadtgeschichtlich bedeutsame Zeugnisse der Zwischenkriegszeit anerkannt und zeigen, wie eng Kunst und Bau damals zusammengedacht wurden. Dabei bleibt Die Nacht mehr als ein Schatten des Tages: Sie ist dessen poetische Gegenstimme.
Das NRW-Forum Düsseldorf ist Bestandteil des historischen Ehrenhof-Ensembles, das 1926 nach Entwürfen des Architekten Wilhelm Kreis für die Ausstellung "GeSoLei" (Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen) errichtet wurde. In direkter Nachbarschaft zum Museum Kunstpalast und der Tonhalle gelegen, markiert das Forum einen der fünf symmetrisch angeordneten Baukörper, die sich rund um das zentrale Wasserbassin des Ehrenhofs gruppieren.
Die Architektursprache der Anlage zeichnet sich durch Monumentalität und klare Gliederung aus. Die Fassaden bestehen aus rötlichem Ziegelmauerwerk, das in rhythmischen Abständen mit Muschelkalk-Sockeln strukturiert ist.
Das heutige NRW-Forum beherbergte ursprünglich das Reichsmuseum für Gesellschafts- und Wirtschaftskunde, das im Jahr 1928 eröffnet wurde. In der Folge wurde das Landesmuseum Volk und Wirtschaft eingerichtet, das sich bis in die 1990er-Jahre hinein mit der Thematik der Wechselwirkungen zwischen Mensch, Technik und Gesellschaft befasste.
Nach einer Phase der Schließung wurde das Gebäude im Jahr 1998 einer umfassenden Sanierung unterzogen und mit einem neuen Nutzungskonzept als NRW-Forum Kultur und Wirtschaft wiedereröffnet. Die Trägerschaft wurde anfänglich von einem Netzwerk aus Land, Stadt, Messe und Wirtschaft übernommen, das sich für einen innovativen Ausstellungsbetrieb einsetzte.
Seit dem Jahr 2015 agiert das Haus unter der Bezeichnung "NRW-Forum Düsseldorf" und repräsentiert seither zeitgenössische Positionen in den Bereichen Fotografie, Popkultur und digitale Praktiken. Das Forum hat sich durch Festivals wie den Meta Marathon oder Formate wie Planet B als Laboratorium für gesellschaftliche Zukunftsfragen etabliert. Dabei ist stets der Dialog mit dem architekturgeschichtlichen Erbe zu berücksichtigen.
Das NRW-Forum vereint demnach Vergangenheit und Gegenwart in einem Bauwerk, das selbst Teil der Geschichte ist, da es als Zeugnis der Reformarchitektur der Weimarer Republik und als Bühne für die Diskurse unserer Zeit dient.
Jan Thorn Prikker wurde 1868 in Den Haag (Niederlande) geboren und studierte ab 1882 an der dortigen Kunstakademie. Nach seinem Abschluss im Jahr 1887 folgten mehrere Wanderjahre durch Europa, in denen er sich zunächst als Maler mit symbolistischen und später expressiven Tendenzen profilierte. Ab 1895 wandte er sich zunehmend dem Kunsthandwerk zu und entwickelte Entwürfe für Möbel, Textilien und Glasarbeiten.
1904 wurde er als Lehrer an die Kunstgewerbeschule in Krefeld berufen. Dort stand er unter anderem mit dem Architekten Peter Behrens in Kontakt und nahm großen Einfluss auf die Entwicklung moderner Gestaltung. Es folgten Lehrtätigkeiten an der Folkwang-Schule in Essen (1913–1918) und an der Kunstgewerbeschule in München (1920–1923).
1923 wurde Prikker schließlich an die Kunstakademie Düsseldorf berufen. In diesen Jahren entstanden bedeutende Glasfenster und Mosaikarbeiten im öffentlichen Raum, darunter 1926 mehrere Werke für die Ausstellung „Gesolei“, die noch heute das Ehrenhof-Ensemble in Düsseldorf prägen. Ab 1926 lehrte er an der Werkschule Köln, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1932 tätig war.
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Quellen | Barbara Til, «Das Nützliche mit dem Schönen durchdringen…». Glasfenster und Mosaiken der Düsseldorfer Zeit, In: Heiser et al. (Hg.), Johan Thorn Prikker, Düsseldorf 2011, S. 214–231 |