4 Wandgemälde - Richtung Hauptbahnhof
U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee, Düsseldorf
Künstler*in | Bertram Jesdinsky Adolphe Lechtenberg Herbert Bardenheuer Martina Kissenbeck |
Entstehungszeit | 1987–1988 (Aufstellung/Installation) |
Material | Farbe auf Leinwand |
Technik | Malerei |
Maße | 400 x 360 cm |
Verfahren | Geheimes Auswahlverfahren |
Adresse | Heinrich-Heine-Allee 40213 Düsseldorf |
Bauherr | Stadt Düsseldorf |
Standort | Ebene -2, Richtung Hauptbahnhof Route in Google Maps |
Zugänglichkeit | Fahrstuhl ist vorhanden |
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1987/88 erhielten acht junge Künstler*Innen den Auftrag, für den neuen U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee ein Bild zu entwerfen, das einen Bezug zu den unterirdischen Verkehrswegen und Stationen des öffentlichen Nahverkehrs herstellen sollte. Die Baustelle des U-Bahnhofs war zu diesem Zeitpunkt bereits mit rosafarbenen Fliesen und einem durchgehenden silbernen Band mit dem Stationsnamen ausgestattet. Auch die wichtigsten Infrastruktureinrichtungen hatten bereits ihren Platz gefunden. Die Freiflächen an den Wänden, die üblicherweise für Werbezwecke genutzt werden, wurden bei der Gestaltung des Raumbildes nur bedingt berücksichtigt. Werbung kann mit ihren Botschaften die technische Funktion eines Bahnhofs überlagern, während die Kunst, die nun auf den Freiflächen Platz finden soll, in diesem Kontext mehr leisten muss, als nur die Werbung zu ersetzen.
Die Künstler*Innen hatten keine vorab festgelegten Gemeinsamkeiten, sondern bestimmten die Orte ihrer Arbeiten erst im Nachhinein. Der von intensiven Diskussionen geprägte Arbeitsprozess verhinderte Eifersüchteleien und förderte individuelle Lösungen. So konnte die Kunst in der U-Bahn mehr sein als eine dekorative Ergänzung des Alltags und ihren Platz im öffentlichen Raum behaupten.
Die künstlerischen Gestaltungen am U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee in Richtung Hauptbahnhof kombinieren unterschiedliche Stile und Themen, die von abstrakten Farbkompositionen bis hin zu figurativen Szenen reichen. Die künstlerischen Gestaltungen tragen dazu bei, den funktionalen Raum der U-Bahnstation in eine künstlerische Erlebniswelt zu transformieren, die den Passagieren einen Moment der Reflexion und des ästhetischen Genusses bietet.
Das Werk von Leuchtenberg ist auf dem Bahnsteig Richtung Hauptbahnhof ganz rechts zu sehen. Links daneben hängt die Arbeit von Bertram Jesdinsky, in der Mitte ein Bild von Herbert Bardenheuer und ganz links das Bild von Martina Kissenbeck.
„Mich interessiert die elementare Ausstrahlung der Farbe. Dieses kann geschehen bei einem genuinen Erlebnis, in direkter Konfrontation mit der Farbe und dem Empfinden ihrer Ausstrahlung. Pigment ist Licht. Licht erzeugt Leben. Durch Licht werden Lebensprozesse ermöglicht und in Gang gesetzt und stellen sich in Farbe dar. Farbe gibt Lebenssignale. Licht vermittelt Leben durch Farbe. Das Leben offenbart sich in der Farbe.“ - Adolphe Lechtenberg
Obwohl Lechtenbergs Kunstwerk für die U-Bahn-Station keinen offiziellen Titel trägt, zieht es durch seine eindrucksvolle Komposition und kraftvolle Farbgebung die Aufmerksamkeit der Pendler und Besucher auf sich. Die vorherrschenden Grautöne werden durch weiße, rote, gelbe und blaue Akzente belebt. Diese Farbkontraste schaffen eine lebendige und zugleich dunkle Atmosphäre.
Die helle, fast gleißende weiße Figur auf der linken Seite des Bildes könnte als Symbol für Hoffnung oder Erleuchtung gesehen werden, während die dunkleren, kräftigeren Farben auf der rechten Seite Herausforderungen oder innere Konflikte darstellen.
Lechtenbergs Werk ist nicht nur ein visuelles Erlebnis, sondern auch ein bedeutendes Stück öffentlicher Kunst, das zum Nachdenken und Reflektieren anregt.
- Vita des Künstlers:
Adolphe Lechtenberg, geboren 1952 in Gelsenkirchen, lebt und arbeitet heute in Düsseldorf.
Nach dem Abitur am Grillo-Gymnasium, wo er von den Kunstlehrern Franz-Joseph van der Grinten und Johannes Stüttgen maßgeblich geprägt wurde, studierte er freie Malerei an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf bei Fritz Schwegler, Joseph Beuys und Erwin Heerich. Im Jahr 1978 wurde er Meisterschüler bei Erwin Heerich.
Lechtenberg war über einen langen Zeitraum hinweg als Projektinitiator und Kurator im Paul Pozozza Museum tätig. Seit den 1980er Jahren wurden seine Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen in Deutschland und international präsentiert. Ab 1980 verfasste er auch Texte parallel zu seinen Bildern. Reisen nach Mexiko ab dem Jahr 2006 hatten einen erneuernden Einfluss auf sein Werk. Des Weiteren initiierte er die Ausstellung „Imagen Nómada“ (2007/08), welche mexikanische und Düsseldorfer Künstler zusammenbrachte. Lechtenberg beschäftigt sich intensiv mit der Dreidimensionalität und der Wirkung von Farbe. Seine Arbeiten integrieren oft dreidimensionale Elemente und untersuchen die Raumwirkung der Farbe. Neben der Malerei spielt auch die Zeichnung eine zentrale Rolle in seinem ästhetischen Schaffen.
Bertram Jesdinskys Gemälde „Altstadt“ präsentiert sich in einer expressiven Farbgebung, die von Gelb-, Grün-, Blau- und Rottönen geprägt ist. Die dynamische und farbenfrohe Komposition zieht den Betrachter unmittelbar in ihren Bann.
Die dicht gefüllte Bildfläche zeigt eine Vielzahl an Figuren, Gebäuden und Szenen, die zunächst chaotisch erscheinen mögen, bei näherer Betrachtung jedoch ein harmonisches Gesamtbild ergeben. Im Zentrum des Bildes befindet sich eine große Figur, die möglicherweise symbolisch für die Stadt selbst steht. Um diese Hauptfigur herum sind zahlreiche kleinere Szenen angeordnet, welche das geschäftige Treiben der Altstadt darstellen. Menschen, Tiere und verschiedene Aktivitäten sind zu sehen, welche die Lebendigkeit und Vielfalt des urbanen Umfelds widerspiegeln.
Die klaren Linien und kräftigen Farben verleihen dem Bild eine spielerische und fast cartoonartige Ästhetik. Das Werk ist nicht nur ein Abbild der städtischen Umgebung, sondern auch eine Reflexion von Jesdinskys persönlichem Erleben und seinen psychischen Zuständen. Die dichte Anordnung der Figuren und Szenen könnte auf eine Überwältigung und ein chaotisches inneres Erleben hinweisen.
- Vita des Künstlers:
Bertram Jesdinsky, 1960 in Bonn geboren, war ein deutscher Maler und Bildhauer. Er lebte und arbeitete größtenteils in Düsseldorf, bevor er sich 1992 in seinem Wuppertaler Atelier das Leben nahm. Er litt an endogener Psychose und verstarb im Alter von 32 Jahren.
Jesdinsky studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und war Meisterschüler bei Alfonso Hüppi. Er war Mitglied der Künstlergruppe Anarchistische GummiZelle (AGZ) und erhielt 1989–90 ein Stipendium der Günther-Peill-Stiftung.
Jesdinskys Kunst zeichnet sich durch eine fantastische Verarbeitung des Alltags aus, oft durchsetzt mit heiteren und nonsenshaften Elementen. Seine figurativen Comics reflektieren das Chaos und die kritischen Töne seiner Zeit. Seine Werke sind in bedeutenden öffentlichen Räumen und Museen ausgestellt, darunter das Museum Kunstpalast Düsseldorf, das Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen sowie das Städel Museum in Frankfurt am Main. Eine umfangreiche Sammlung seiner Arbeiten befindet sich im Leopold-Hoesch-Museum in Düren.
Das Bild von Herbert Bardenheuer in der Düsseldorfer U-Bahn-Station Heinrich-Heine-Allee zeigt seine charakteristische Auseinandersetzung mit den Wechselwirkungen von Farbe, Raum und Wahrnehmung. Eine markante gelbe organische Form hebt sich von einem erdigen braunschwarzen Hintergrund ab. Die minimalistische, aber kraftvolle Komposition spiegelt Bardenheuers Interesse an der Reflexion des Sehens und der Raumwahrnehmung wider.
Bardenheuer, der in den 1980er Jahren verstärkt die Konventionen der Fotografie hinterfragte, beschäftigte sich in späteren Arbeiten mit der Übermalung und Transformation öffentlicher Bilder. In dieser Tradition könnte auch die vorliegende Arbeit stehen, die sich einer abstrakten, fast geheimnisvollen Bildsprache bedient, die das Zusammenspiel von Licht und Farbe im Raum betont. Seine künstlerische Entwicklung wurde stark durch das Licht und die Atmosphäre in Florenz beeinflusst, wo die Arbeit „Stanza nord-est“ entstand.
Das Bild in der U-Bahnstation spiegelt seine konzeptuelle Tiefe wider und lädt den Betrachter ein, das Sehen nicht nur als passiven, sondern als aktiven Prozess zu verstehen. Es regt zum Nachdenken über die Grenzen zwischen öffentlichem Raum und individueller Wahrnehmung an und bietet einen Moment der Reflexion und des Staunens im hektischen U-Bahn-Alltag.
- Vita des Künstlers:
Herbert Bardenheuer wurde 1949 in Eschweiler (Aachen) geboren und verstarb 2007 in Aachen. Er absolvierte ein Studium der Grafikdesign, Kunstgeschichte, Philosophie sowie Kernphysik in Düsseldorf, Aachen und Jülich. In den 1970er Jahren begann er als Maler expressiv-gegenständlicher Gemälde. Ab den 1980er Jahren wandte er sich der Fotografie zu und hinterfragte die Konventionen von Abbildungen des Individuums. Sein Bekanntheitsgrad gründet sich auf die Übermalung gesellschaftlich-öffentlicher Bilder sowie die Reflexion des Sehens. Ein entscheidender Impuls für seine künstlerische Entwicklung war die Wirkung des Lichts in Florenz, wo er im Jahr 1994 die Arbeit „Stanza nord-est” schuf.
Bardenheuers ästhetisches Schaffen, das sich häufig mit den Wechselwirkungen von Farbe, Raum und Idee auseinandersetzt, wurde in zahlreichen Städten wie Bielefeld, Bochum, Köln, Düsseldorf sowie international in Venedig und Florenz präsentiert. Des Weiteren entwickelte er das „Periodensystem der Sinne”, welches alle biografischen Elemente in eine homogene Form integriert. Darüber hinaus war er als Kurator für die Sammlung Trude und Peter Lacroix im Suermondt-Ludwig-Museum tätig.
Die Farbpalette von Kissenbecks Gemälde wird von Blau- und Gelbtönen dominiert. Der Kontrast dieser beiden Farben, ergänzt durch Akzente in Rot und Grün, erzeugt eine visuelle Spannung, die den Betrachter sofort in ihren Bann zieht. Die kühle und zugleich kontrastreiche Farbstimmung verstärkt den Eindruck von Dynamik und Bewegung.
Die vertikalen und diagonalen Strukturen wecken Assoziationen an Treppen oder mechanische Teile, die symbolisch für Fortschritt und Veränderung stehen können. Abstrahierte, aber dennoch erkennbare menschliche Figuren sind in unterschiedlichen Bewegungszuständen dargestellt, was die erzählerische Tiefe des Werkes erhöht. Die dargestellten Figuren scheinen in einem Moment der Bewegung eingefroren zu sein, was auf die Vergänglichkeit des Augenblicks hinweist. Das Werk regt den Betrachter zum Nachdenken über die ständige Entwicklung und die Vergänglichkeit der Zeit an.
- Vita der Künstlerin:
Martina Kissenbeck, 1955 geboren, lebt und arbeitet heute in Düsseldorf.
Kissenbeck studierte von 1974 bis 1979 Malerei und Bildhauerei an der Folkwangschule in Essen. Ihre künstlerische Laufbahn wurde durch zahlreiche Reisen nach Spanien, Italien, Amerika, Afrika und Asien geprägt, wobei sie ihre Werke in verschiedenen Einzelausstellungen präsentierte. Dazu zählen die Städtische Galerie Düsseldorf, der Kunstverein Region Heinsberg im Museum Heinsberg, die Jasim-Galerie in Düsseldorf sowie die Plakatwand „Künstler gegen Ausländerfeindlichkeit” in Meerbusch.
Des Weiteren nahm Kissenbeck an zahlreichen Gruppenausstellungen teil, darunter die „Biennale an der Ruhr” in Oberhausen und die Städtische Galerie im Folkwangmuseum in Essen. Ihre Werke wurden in verschiedenen Ausstellungen in Meerbusch, Krefeld, Düsseldorf, Neuss, Willich, Kaarst, Duisburg, Istanbul, Velbert, Bergisch Gladbach, Titz-Rödingen und Ulm präsentiert.
Adolphe Lechtenberg: geboren 1952 in Gelsenkirchen, lebt und arbeitet heute in Düsseldorf. Er studierte freie Malerei an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf bei Fritz Schwegler, Joseph Beuys und Erwin Heerich. Im Jahr 1978 wurde er Meisterschüler bei Erwin Heerich.
Bertram Jesdinsky: 1960 in Bonn geboren, lebte und arbeitete größtenteils in Düsseldorf. Jesdinsky studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und war Meisterschüler bei Alfonso Hüppi. Er verstarb im Alter von 32 Jahren.
Herbert Bardenheuer: 1949 in Eschweiler (Aachen) geboren und verstarb 2007 in Aachen. Er absolvierte ein Studium der Grafikdesign, Kunstgeschichte, Philosophie sowie Kernphysik in Düsseldorf, Aachen und Jülich.
Martina Kissenbeck: 1955 geboren, lebt und arbeitet heute in Düsseldorf. Kissenbeck studierte von 1974 bis 1979 Malerei und Bildhauerei an der Folkwangschule in Essen.
Links | Website - Lechtenberg Website - Kissenbeck |
Quellen | Royen, Peter: Kunst in der U-bahn. Düsseldorf, Kulturamt der Stadt Düsseldorf, 1988 (Texte: Maria Kreutzer und Ulrich Krempel) |