ohne Titel (Wandrelief)

Hörsaalgebäude PPS, RWTH Aachen

Nur durch die Bewegung im Raum, durch das Hinauf- und Hinabgehen der Treppen, lässt sich Katja Strunz‘ Wandrelief als Ganzes erfassen.

Kunst
Künstler*inKatja Strunz
Entstehungszeit2011–2012
MaterialLackiertes und furniertes Buchensperrholz, unbehandeltes und pulverbeschichtetes Metallblech, verzinktes Rohr
MaßeWandfläche 10x10m
Verfahrenjurierter, beschränkter Wettbewerb unter fünf eingeladenen Künstler*innen
Kosten42.000 Euro
Bau
AdresseProfessor-Pirlet-Straße 12
52074 Aachen
Bauzeit2010–2012
Architekt*innenHentrup Heyers und Prof. Fuhrmann Architekten
BauherrBLB NRW Aachen
StandortTreppenhaus
Route in Google Maps
Zugänglichkeit

Zu den Gebäudeöffnungszeiten zugänglich. Informationen

Karte
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Kunst im Hörsaalgebäude

Eine enge Verbindung zum architektonischen Kontext zeichnet das Kunst-und-Bau-Projekt von Katja Strunz im Hörsaalgebäude PPS der RWTH Aachen aus. 2011 überzeugte sie die Wettbewerbsjury mit ihrem Entwurf für ein Wandrelief, das für 42.000 Euro realisiert wurde. Installiert ist es im Treppenhaus des Gebäudes, das auf dem Campus Mitte zwischen Bestandsbauten errichtet wurde. Eröffnet wurde das neue Hörsaalgebäude pünktlich zum Wintersemester 2012/2013, in dem die Hochschulen in Nordrhein-Westfalen aufgrund des doppelten Abiturjahrgangs mit erhöhten Studierendenzahlen umgehen mussten. Mit zwei Hörsälen, einem Seminarraum und einem großen Computerraum erweitert der Neubau das Raumangebot der Universität.

Die Fassade der beiden kubischen Baukörper zeichnet sich durch ein spannungsvolles Verhältnis der Fensterflächen mit dem warmen Verblendstein aus. Während sich an der Rückseite die Anordnung der Hörsäle an der treppenförmigen Verglasung ablesen lässt, öffnet sich die Vorderseite im Erdgeschoss mit einer großen Fensterfront zur Straße. Vom dahinter liegenden Foyer gelangt man über eine offene, anthrazitfarbene Stahltreppe zum Haupteingang des großen Hörsaals im ersten Obergeschoss. Über der Treppe sorgt ein langgestrecktes Oberlicht für eine natürliche Belichtung des Innenraums.

Relief aus Holz und Metall

Für die etwa 10 x 10 Meter große Wandfläche über der Treppe entwarf Katja Strunz ein Relief, das sich aus zehn Elementen zusammensetzt. Jedes der Einzelteile ist anders geartet: aus Holz oder Metall gefertigt, mal glatt, mal zerknautscht oder gefaltet. Manche Oberflächen wurden lackiert, andere mit einer künstlichen Patina versehen. Gemeinsam ergeben sie ein harmonisches Gesamtbild, das auch auf die Architektur reagiert. So zitiert das gebogene Stahlrohr den Handlauf der Treppe, während sich deren Stufen in der Faltung eines Holzelements wiederfinden. Mit den gewählten warmen Farbtönen – Braun, Weiß und Hellblau – fügt sich das Werk in den baulichen Kontext, ohne seine Eigenständigkeit zu verlieren.

Fragmentarische Betrachtung

Bei der Konzeption war sich Katja Strunz bewusst, dass die Besucher des Gebäudes das Relief „nur fragmentarisch beim Aufenthalt in den einzelnen Ebenen und beim Auf- und Abgehen der Treppen betrachten können. Die Unmöglichkeit das Relief im Ganzen zu betrachten, korrespondiert mit einer allgemeineren Vorstellung des Zusammenhangs von Geschichte und Gegenwart. Das unmittelbar Erlebbare wird mit der Erinnerung oder dem Echo des Vergangenen verknüpft.“ Die Motive Zeit und Bewegung im Raum stellen die Verbindung zwischen dem Kunstwerk und dem Hörsaalgebäude als einem Ort des Wissens und Lernens her. Inspiriert wurde die Künstlerin, die häufig mit Papiercollagen arbeitet, von den Seiten antiquarischer Bücher. „Geschriebener Text, lange Zeit bewahrt und übermittelt in Büchern und Buchseiten, ist Grundlage von Wissensvermittlung und Wissensbildung und ermöglicht es Vergangenes zu bewahren, aber wird auch eingefärbt von der jeweiligen Gegenwart.“ Die Jury überzeugte der Entwurf „durch eine konstruktiv motivierte Offenheit, welche sich in den Raum des dreigeschossigen Treppenhausfoyers dynamisch einfügt. Die vertikal ausgerichtete Arbeit korrespondiert perfekt mit der horizontalen Grundrichtung des Gebäudes und birgt ebenso den Aspekt der Zeitlichkeit und des konstruktiv-offenen Denkens in verschiedene Richtungen.“

Galerie
Vita

Katja Strunz, geboren 1970 in Ottweiler, lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte Kunst, Kunstgeschichte und Philosophie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und später Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe als Meisterschülerin von Meuser. Sie erhielt unter anderem 2002 ein Stipendium der Stiftung Kunstfonds in Bonn, 2004 einen Förderpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im Bund Deutscher Industrie e. V. und 2013 den Preis Vattenfall Contemporary. 2007 war Katja Strunz als International Artist-in-Residence in San Antonio, Texas. Darüber hinaus ging sie Lehrtätigkeiten an Hochschulen in Mainz, Dundee, Amsterdam, Münster, Berlin und Karlsruhe nach.

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