Twister
FH Aachen, Campus Jülich
Künstler*in | Stefan Wissel |
Entstehungszeit | 2010 |
Material | feuerverzinkter Stahl |
Maße | Treppen: Höhe je 1130 cm, Durchmesser je 260 cm; Podest 125 cm x 280 cm |
Verfahren | jurierter, beschränkter Wettbewerb unter fünf eingeladenen Künstler*innen |
Adresse | Heinrich-Mußmann-Straße 1 52428 Jülich |
Bauzeit | 2007–2010 |
Architekt*innen | BLB NRW Aachen |
Bauherr | BLB NRW Aachen |
Standort | Vorplatz Route in Google Maps |
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Bereits seit 1956 ist Jülich Standort eines Forschungszentrums, 1970 kam eine Zweigstelle der FH Aachen hinzu. 2010 wurde der Campus Jülich erweitert, um den 2.700 Studierenden optimale Bedingungen zu bieten. Ansässig am Ort sind die Fachbereiche Chemie und Biotechnologie, Medizintechnik, Technomathematik und Energietechnik sowie weitere Forschungseinrichtungen. Der von der Aachener Niederlassung des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW realisierte Campus umfasst auf 23.000 Quadratmetern funktional ausgerichtete und flexibel nutzbare Räume für Forschung und Lehre, Hörsäle verschiedener Größen, Seminarräume sowie eine neue Mensa mit Cafeteria. Auch die Bibliothek im Auditorium wurde im Zuge der Baumaßnahmen erweitert. Um die Bauzeit zu verkürzen, wurden für die Wände des Neubaus Betonfertigteile mit Sichtbetonoberflächen verwendet. Für die einzelnen Funktionsbereiche wurden unterschiedliche Fassadenkonstruktionen eingesetzt. Im Inneren der Bauten entsteht der Eindruck von Transparenz und räumlicher Durchlässigkeit. Neben den Oberlichtern trägt vor allem die offene Treppe dazu bei, die räumliche und visuelle Beziehungen zwischen den Geschossen und den Fachbereichen herstellt.
Auch vor dem Gebäude steht eine prägnante Treppe. Funktional ist sie jedoch nicht. „Twister“ heißt die begehbare Skulptur, die nach oben und auf der anderen Seite wieder nach unten führt. Stefan Wissel gewann mit seiner Idee den ausgeschriebenen Wettbewerb für die künstlerische Gestaltung des neuen Campus. Zwei Spindeltreppen schwingen sich gegengleich bis auf die Gebäudehöhe von zehn Metern, wo sie sich in einer Plattform treffen. Von dort kann der gesamte Campus überblickt werden. Konstruiert aus Elementen wie Sicherheitsrosten und Rohren aus feuerverzinktem Stahl nimmt das Kunstwerk die eher rationale, funktionalistische Sprache der Architektur auf. Auf den ersten Blick entsteht der Eindruck, das Objekt sei eine technische Installation wie eine Fluchttreppe. Erst beim zweiten Hinsehen erschließt sich die „poetische Form“, die Wissel schaffen wollte. Der „Twister“ ist für ihn eine Installation, „die einerseits als autonome Skulptur dem Betrachter/Nutzer einen assoziativen Projektionsraum eröffnet.
Andererseits wird sie selbst und ganz konkret zu einer physischen Option, die sich aus dem angewandten, zweckorientierten Zustand des Lernens, Lehrens und Forschens herausbegibt und auf einen Level steigt, der diesen Fokus überholt, um, für einen Augenblick der unbestimmten Versuchung, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen, nachzugeben.“ In exponierter Lage zwischen Mensa, Hauptgebäude und Bibliothek hat sich der „Twister“ zum charakteristischen Markenzeichen des Campus Jülich entwickelt und lädt immer wieder zu einem „Blick über den Tellerrand“ ein.
Stefan Wissel, geboren 1960 in Hamburg, lebt und arbeitet in Düsseldorf. Sein Studium der Freien Kunst absolvierte er von 1984 bis 1986 an der Kunstakademie Münster bei Inge Mahn und Ulrich Erben und von 1986 bis 1993 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Michael Buthe, wo er 1989 seinen Meisterschülerbrief erhielt. Anschließend lehrte Stefan Wissel unter anderem an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg und an der Hochschule für Künste Bremen. Seit 2014 ist er als Professor für Kunst mit dem Schwerpunkt Plastik an der Universität Siegen tätig.