SICHER & OFFEN

Bundespolizeiinspektion Aachen, Foyer

„Kunst der Straße“ im Polizeigebäude – „SICHER & OFFEN“.

Die Graffitis, mit Mehrdeutigkeit in Sprache, setzen ein Eindeutiges Statement.

Kunst
Künstler*inPfelder
Entstehungszeit2014–2016
2016– (Aufstellung/Installation)
MaterialSprühfarbe auf Wand, Multiplex, Holz, Alu-Dibond Spiegelplatte
TechnikGraffiti, Installation
MaßeGraffiti je 5,3 m x 2,6 m, Buchstaben 20 cm hoch, Bänke je 1,27 x 1,98 x 0,85 m
Verfahrenjurierter, beschränkter Wettbewerb unter acht eingeladenen Künstler*innen, sechs Einreichungen, 2013/2014
Kosten65.000 €
Bau
AdresseBahnhofplatz 3
52064 Aachen
Bauzeit1846–1849
Architekt*innenJohann Peter Cremer
Sanierung2011–2014 BLB NRW Aachen
StandortFoyer
Route in Google Maps
Karte
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Grenzgang zwischen Farbe und Form

Die Bundespolizei holt sich die Farbe der Straße in den Eingangsbereich der Polizeistation. 2013/2014 entschied sich der Ausschuss zwischen sechs Einreichungen für Pfelders Entwurf.

Zwei, sich gegenüberliegende und jeweils 2,60 Meter breite und 5,30 Meter hohe, Graffiti-Wandgestaltungen, mit davor einladenden Sitzgelegenheiten, zieren nun seit 2016 das Foyer des Gebäudes.

Betritt man das Gebäude, so findet man sich direkt zwischen den beiden Kunstwerken wieder.

Den Blick linksseitig, so findet man im Graffiti das Wort „Deutschland“ in den Sprachen der angrenzenden Länder wieder und schaut man nach rechts, dann findet man dort alle Nachbarländer in der deutschen Sprache aufgelistet. Mit ca. 2cm Wandabstand wurden vor beiden Graffitis einmal das Wort „SICHER“ und einmal „ORDNUNG“ in 20cm hohen Spiegelbuchstaben montiert.

Unterhalb der Graffitis sind zwei Holzbänke montiert worden, welche auf ihren Sitzbänken das Wort „BLEIBERECHT“ als Metall-Schrift eingelassen haben.

Street-Art, diesmal ganz legal

Graffiti ist eine Kunstform, welche normalerweise oft illegal an öffentlichen Gebäuden oder Transportmitteln angebracht wird. Aufgrund der dabei entstehenden Schäden und die Kosten der Reinigung wird diese Tat von der Polizei geahndet.

Durch SICHER & OFFEN findet diese Kunstform nun legal einen Platz in der Station.

Klare Botschaften

„[…] „Sicher“ und „Offen“ sind zentrale Themen unserer Gesellschaft. Bei der Bundespolizeiinspektion greifen all diese Inhalte ineinander über.“, so erzählte Pfelder anlässlich der Einweihung. Viele Inspirationen und Assoziationen der Kernthemen der Bundespolizeiinspektion seien in der Arbeit realisiert worden.

Die zwei Graffitis auf, jeweils einer Seite, sollen den Blick von Deutschland auf die Ländergrenzen und andersherum, von unseren Nachbarländern auf Deutschland widerspiegeln. Die darauf positionierten Spiegelschriften „SICHER“ und „OFFEN“ reflektieren, das Gebäude betretende oder verlassende, Personen und die gegenüberliegende Gestaltung – man reflektiert sich also in der Thematik selbst.

Ebenfalls aufgegriffen wird die Problemstellung Einwanderung/ illegale Einwanderung in dem Kunstwerk. Mit den eingelassenen Metallwort BLEIBERECHT, auf den Sitzbänken, setzt Pfelder ein eindeutiges Statement und lädt die Besucher zugleich ein, Platz zu nehmen.

Graffiti im Denkmalschutz

Das ehemalige Hauptzollamt, direkt am Hauptbahnhof, steht unter Denkmalschutz und wurde anlässlich der neuen Funktion als Polizeistation entsprechend umgebaut. Äußerliche Gebäudestrukturen blieben dabei unverändert, lediglich die Fassade wurde saniert und die Fenster wurden erneuert.

Das Foyer im Erdgeschoss, welches direkt durch den Haupteingang am Bahnhofsplatz erreichbar ist, ist der einzige Zutrittsbereich für die Öffentlichkeit. Daher wurde dort der Standort des Kunstwerkes ausgewählt.

Aufgrund des Denkmalschutzes gab es bei Pfelders Entwurf aber auch kulturelle Bedenken. Ein Graffiti direkt auf der Wandung stand einigen Anforderungen gegenüber: es musste Problemlos rückgängig gemacht werden und es durfte nicht in die Architekturgliederung eingegriffen werden.

Fertig umgesetzt geht die Kunst jetzt mit der Architektur: Die „Farbspritzer“ laufen über Flächen und Kanten, so das noch jedes Detail des Gebäudes erkennbar ist.

Galerie
Vita

Geboren 1965 in Hamburg, lebt und arbeitet in Berlin.

1985 bis 1987 studierte Pfelder klassische Archäologie in Hamburg, er wurde direkt danach Zeichenschüler bei Horst Jansen. Bis 1990 hat er zeitgleich ein Studium in Kommunikationsdesign mit Diplom absolviert, anschließend bis 1994 ein weiteres Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden.

1992 begann Pfelder unter seinem jetzigen Namen zu arbeiten und war Mitbegründer der Kulturgesellschaft „Die weißen Hirsche“. 1995 absolvierte er über ein DAAD-Stipendium postgradual nochmals ein Studium an der Statens Kunstakademi in Oslo, des Weiteren erhielt er im Verlauf seiner derzeitigen Karriere weitere Stipendien.

Sein erstes Objekt zum Thema Kunst am Bau entstand 1996, im Rahmen des Wettbewerbes „Neubau Ammonhof“ in Dresden und 1997 wirkte er als Mitbegründer der internationalen Kunstorganisation „street level coop“.

2006 war er Initiator von Kurt-Kurt, 2009 wurde Pfleider Ko-Kurator der Temporären Kunsthalle Lelkendorf.

Er gewann zahlreiche Wettbewerbe zum Thema Kunst am Bau: darunter 2014 der 1. Preis zum Neubau Bundespolizei Aachen und 2015 der 1. Preis zur Neugestaltung des Rathausumfelds Berlin-Wedding.

Pfelder wirkte bereits an zahlreichen Gruppen-, Einzelaustellungen und kuratischen Projekten mit.

Weitere Informationen
LinksOnline-Publikation Pfelder
Komplette Vita Pfelder
Artikel der BBK-Kulturwerk
QuellenPresseinfo BLB 23.09.2016 Presse: Tagesspiegel v.21.06. 2014