Ohne Titel (Beton-Schriftzug)
Ruhr-Universität Bochum
Künstler*in | Henryk Dywan |
Entstehungszeit | 1973 |
Material | Sichtbeton |
Maße | 2,4 x 22 Meter |
Verfahren | Direktauftrag |
Adresse | Universitätsstraße 150 44801 Bochum |
Bauzeit | 1964– |
Architekt*innen | Hentrich+Petschnigg, Eller Moser Walter, Planungsgruppe Staatshochbauamt für die Universität Bochum |
Bauherr | Staatshochbaumt für die Universität Bochum |
Standort | über der Parkhaus-Ausfahrt zur Universitätsstraße Route in Google Maps |
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Der Campus der Ruhr-Universität Bochum (RUB) entstand ab 1963 außerhalb der Innenstadt im Stadtteil Querenburg auf der „grünen Wiese“. Statt der gewachsenen, kleinteiligen Struktur traditioneller Hochschulen wurde die RUB wie ein einziges zusammenhängendes Bauwerk konzipiert, wie eine eigene Stadt mit Gebäuden und Wegen nach dem damals vorherrschenden Leitbild der urbanen Dichte. Auto- und Fußgängerverkehr sind strikt getrennt. Den Sockel bildet das zweigeschossige Parkhaus, über dem sich die durch Fußwege miteinander verbundenen Hochbauten der Universität entlang eines Achsenkreuzes aufreihen. Die gesamte Mittelachse bildete 1971−1974 den letzten Bauabschnitt der RUB. Die Universitätsstraße wurde als neue Zubringerstraße angelegt. Sie passiert das Hochschulgelände im Norden und zweigt hier zweispurig in die Tiefgarage mit ihren rund 3.500 Stellplätzen ab. Die Zufahrt unter dem musischen Zentrum bildet das „unterirdische Tor“ zur RUB, östlich davon verlassen die Fahrzeuge den Campus über die Ausfahrt unterhalb des Gebäudes der Universitätsverwaltung. Die Erschließung für Fußgänger erfolgt vornehmlich über die Dr. Gerhard-Petschelt-Brücke, die zwischen Zu- und Ausfahrt oberhalb des Straßenniveaus auf die zentrale Achse der Anlage führt. Sie verbindet den Campus sowohl mit der Straßenbahnhaltestelle als auch mit der weiter nördlich liegenden Großwohnsiedlung Hustadt, die im Zuge des Hochschulbaus als „Universitätsrahmenstadt“ errichtet wurde und Wohnraum für die Studierenden und Beschäftigten der Hochschule bieten sollte.
Der städtebaulich durch Zufahrtsstraße und Hauptfußweg gebildete Eingangsbereich der Hochschule wird markiert durch den großen Betonschriftzug von Henryk Dywan, der mit den üblichen Erwartungen an eine Gebäudebeschriftung als repräsentatives Zeichen oder funktionelle Orientierungshilfe spielt. Die Lettern prangen nicht monumental auf dem Hauptgebäude oder über dem zentralen Weg, sondern neben der Hauptachse über der Parkhausausfahrt. Für Autofahrende ist er nur beim Verlassen der Tiefgarage im Rückspiegel erkennbar. Die beste Sicht auf das Werk hat man, wenn man sich dem Campus über die Fußgängerbrücke nähert. In Großbuchstaben verläuft das Wort „Ruhruniversität“ über die gesamte Länge der Brüstung, die die beiden Erschließungszonen trennt.
Mit der Ausführung in Beton griff Dywan den dominanten Baustoff der Ruhr-Universität auf. Jeder Buchstabe ist in einzelne geometrische Teile separiert, die in unterschiedlichen Tiefen hervortreten. Je nach Lichteinfall verstärken Schlagschatten den fragmentierten Eindruck und verändern die Lesbarkeit. Der Schriftzug verteilt sich über 11 je 2 Meter breite Betonelemente, die direkt mit den Buchstaben gegossen wurden. Mit dieser Individualisierung eigentlich seriell produzierter Bauteile regt der Künstler zu einer Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Hochschulbauweise an, die durch Normierung und Typisierung geprägt ist. Zugleich zeigt er, wie Kunst unmittelbarer Bestandteil des Baus werden kann.
Neben dem Betonschriftzug schuf Henryk Dywan weitere Kunst-und-Bau-Arbeiten auf dem Bochumer Campus: ein Betonrelief im Eingangsbereich des Gebäudes HNA, ein Ziegelrelief an der Nordwand der Universitätsbibliothek sowie Wandgestaltungen im Rahmen eines Farbleitsystems, die unter anderem im Gebäude NB noch erhalten sind.
Henryk Dywan, geboren 1933 in Konitz (Westpreußen) lebte und arbeitete bis zu seinem Tod 1922 in Solingen. Von 1951 bis 1954 machte Dywan in der Bildhauerwerkstatt von Ludwig Nolde in Osnabrück eine Ausbildung zum Holz-, Stein- und Metallbildhauer. Anschließend studierte er an den Kölner Werkschulen bei Ludwig Gies. 1960 bezog er sein Atelier im historischen Hofgebäude „Pfaffenhof“ im Solinger Ortsteil Höhscheid. Er realisierte zahlreiche Kunst-und-Bau-Projekte, darunter sowohl plastische Arbeiten als auch malerische und graphische Gestaltungen. Neben mehreren Werken an der Ruhr-Universität Bochum schuf er unter anderem Fenster für den Erweiterungsbau der Bezirksregierung in Detmold, den Brunnen vor dem Finanzamt Ibbenbüren, Türen für die Dominikanerkirche in Münster und eine kinetische Plastik an der Solinger August-Dicke-Schule.
Links | Lagepläne der Ruhr-Universität Bochum |
Quellen | Heindl, Nina; Hoppe-Sailer, Richard; Mastnak-Walisko, Timmy (Hrsg.): Für den Campus konzipiert. Die Kunst am Bau der Ruhr-Universität. Bochum, 2015, S. 16 Hoppe-Sailer, Richard; Jöchner, Cornelia; Schmitz, Frank (Hrsg.): Ruhr-Universität Bochum. Architekturvision der Nachkriegsmoderne. Berlin, 2015 Jöchner, Cornelia (Hrsg.): RUB: Brutal schön? Bochum, 2020 |