Netzwerke des Wissens

Fraunhofer-Institute ILT und IPT

Dass wissenschaftliches Arbeiten immer auf der Vernetzung von Ideen und Kompetenzen beruht, symbolisieren zwei korrespondierende Licht-Installationen von Annette Sauermann an den Fassaden der Aachener Fraunhofer-Institute.

Kunst
Künstler*inAnnette Sauermann
Entstehungszeit2014–2015
MaterialLED, Glas
Maße370 x 1500 cm (weiße Fassade, ILT) und 550 x 2380 cm (schwarze Fassade, IPT)
Verfahrennichtoffener Wettbewerb
Kosten86.000 € und 114.000 €
Bau
AdresseSteinbachstraße 15
52074 Aachen
Bauzeit2012–2014
Architekt*innenJSWD Architekten
BauherrFraunhofer-Gesellschaft e. V.
StandortFassaden der gegenüberliegenden westlichen Gebäudeecken
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Moderne Ergänzung des Bestandes

Auf dem Campus Melaten der RWTH Aachen sind die beiden Fraunhofer-Institute für Produktionstechnologie (IPT) und für Lasertechnik (ILT) angesiedelt, an denen rund eintausend Beschäftigte an anwendungsorientierten Verfahren und Technologien forschen. Als der Bestand 2012–2014 um 9.300 Quadratmeter Büro- und Laborfläche erweitert wurde, realisierte das Kölner Architekturbüro JSWD zwei benachbarte Gebäude, die räumlich und formal aufeinander Bezug nehmen und zugleich eine eigene Identität aufweisen. Die Neubauten schließen sich zwei- und dreigeschossig an die vorhandenen Bereiche an. An der zentralen Erschließungsachse erheben sich 5- bzw. sechsgeschossige Kopfbauten, die dem Ensemble ein neues modernes Gesicht geben.

Die Fassade des ILT besteht, ähnlich wie die der Bestandsbauten, aus einem hellen Betonwerkstein, der einen deutlichen Kontrast zu den anthrazitfarbenen, dreidimensional geprägten Aluminiumblechen bildet, die den IPT-Bau verkleiden.

Linien aus Licht und Schatten

In den oberen Ebenen beider Gebäude sind Konferenz- und Büroräume untergebracht. Liegende Fenster, an den Ecken umlaufend, betonen die Horizontale. In den Erdgeschossen befinden sich technische Einrichtungen hinter opaken Glasflächen. Für diese Ecksituation entwickelte die Künstlerin Annette Sauermann in Abstimmung mit den Architekten die zweiteilige, in die Fassaden integrierte Lichtinstallation „Netzwerke des Wissens“.

In beide Glasfassaden wurden durch Sandstrahlung und Spiegelbänder Linienzeichnungen eingeschrieben, die tagsüber durch das Spiel von Sonne und Schatten abwechslungsreiche Bilder erzeugen. Ihre besondere Qualität zeigt sich aber in der Dunkelheit, wenn sie durch ein LED-Lichtsystem illuminiert werden. Am ILT griff Annette Sauermann das Motiv des Lasers auf, dessen Strahlen als gerade, sich kreuzende Linien aus rotem Licht die weiße Fassade durchschneiden. Im Gegensatz dazu bewegt sich das Licht auf der schwarzen Fläche des IPT in kreisenden Formen, die an Schleif- und Abtragungsprozesse in der Produktionstechnik erinnern sollen. Die Farbigkeit des Lichts wechselt hier langsam zwischen Weiß, Grün und Blau. Die Dynamik der Illumination wird durch Impulse aus dem Intranet des Instituts gesteuert. Sie spiegelt die Intensität des Datenverkehrs in den Computernetzwerken wider. Die Aktivitäten im Gebäude werden so in abstrahierter Form von außen ablesbar.

Vernetzung von Ideen und Kompetenzen

Die netzartige Struktur der beiden Installationen lässt noch weitere Assoziationen zu: Sie steht für die Vernetzung von Ideen und Kompetenzen als Grundlage für die wissenschaftliche Forschung. „Die Leitbilder beider Institute zeigen, dass der Begriff des Netzwerks als grundlegende Arbeitsstruktur innerhalb der Teams große Bedeutung hat“, erklärt Annette Sauermann. „Das Bild des Netzwerks auf der Fassade ist also – ähnlich dem eines neuronalen Netzwerks - eine Abstraktion dieser inneren Struktur.“

Nicht zuletzt sind die „Netzwerke des Wissens“ auch beispielhaft für eine gelungene Kooperation von Kunst und Architektur. „Der Prozess, der zu diesem Ergebnis geführt hat, hat – angefangen beim Wettstreit von 4 Künstlern um das beste Konzept – für alle Beteiligten einen echten Mehrwert gebracht“, resümiert Architekt Jürgen Steffens von JSWD. Besonders hebt er hervor, dass der künstlerische Eingriff „dem Gebäude nicht weh tut. Die Architektur leidet nicht, sondern sie wird stärker, da die Intervention sensibel bleibt und die Kunst ein Bestandteil der Architektur wird und umgekehrt.“

Galerie
Vita

Annette Sauermann, geboren 1957 in Essen, lebt und arbeitet in Aachen, wo sie von 1979 bis 1987 Visuelle Kommunikation studierte. Seitdem thematisiert sie die Beziehung von Licht und Raum in ihren Arbeiten. Die Künstlerin erhielt unter anderem den Kulturpreis des DGB für Skulpturen 1989, den Förderpreis der Stadt Aachen 1989, den 1. Preis der IV. Internationalen Biennale der Papierkunst, Düren 1992 und den Dr. Theobald-Simon-Preis, Bonn 2007. Ihre Werke waren in Einzelausstellungen deutschlandweit sowie in Abu Dhabi, New York und Palm Springs und anderenorts zu sehen.

Annette Sauermann realisierte mehrere Kunst-am-Bau-Projekte und Lichtinstallationen im öffentlichen Raum wie den „Lichtblick“ am Arbeitsamt Schwäbisch Hall (1996), die „Doppelspirale“ am Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in Berlin (2001) und „Das Rote Band“ an der St. Franziskus-Schule in Koblenz (2017/2018).