Neigungen
Hochschule Hamm-Lippstadt, Campus Hamm
Künstler*in | Oliver Kruse |
Entstehungszeit | 2012–2014 |
Material | Weißbeton, Stahl |
Technik | Digitaler Maßguss von Fertigbetonbauteilen |
Maße | 100 x 605 x 620 cm |
Verfahren | jurierter, beschränkter Wettbewerb unter fünf eingeladenen Künstler*innen |
Kosten | 100.000 € |
Adresse | Marker Allee 65 59063 Hamm |
Bauzeit | 2011–2014 |
Architekt*innen | pbr Planungsbüro Rohling |
Bauherr | BLB NRW Soest |
Standort | Vorplatz Route in Google Maps |
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Auf dem weitläufigen Gelände eines ehemaligen Bundeswehrkrankenhauses am Rand der Hammer Innenstadt begann im Wintersemester 2013/2014 der Betrieb des Campus Hamm der neu gegründeten Hochschule Hamm-Lippstadt. Entworfen und realisiert wurde der Standort für rund 2.000 Studierende von den Generalplanern pbr Planungsbüro Rohling aus Osnabrück. Das Raumprogramm mit Hörsälen, Büros, Laboren und weiteren Einrichtungen ist speziell auf die Anforderungen der angebotenen technischen und naturwissenschaftlichen Fächer zugeschnitten. Auf mehr als 17.000 Quadratmetern Nutzfläche gruppieren sich drei Gebäudekomplexe um einen zentralen Platz, auf den die gesamte innere Erschließung ausgerichtet ist.
Von der Straße aus ist der Campus über einen Vorplatz zugänglich. Für dessen Bespielung wurde 2011 ein Kunst-und-Bau-Wettbewerb ausgelobt, bei dem Oliver Kruse mit seiner Arbeit „Neigungen“ die Jury überzeugte. Er gestaltete eine quadratische Fläche, die leicht aus der Gebäudeachse gedreht ist, sodass eine Ecke auf den Campusplatz weist. In der Mitte des Quadrats, eingerahmt von neun Bäumen, befindet sich eine Bodenskulptur aus weißem Beton. Wie Eisschollen stapeln sich die einzelnen Elemente übereinander – quadratische Blöcke mit gleicher Grundfläche, aber unterschiedlichen Neigungswinkeln. Die formale und farbliche Reduktion harmoniert mit der Architektur des Campus, erzeugt aber auch leise Kontraste. So steht das reine Weiß des Betons, das auch im Innenraum dominiert, im Wechselspiel mit der unregelmäßigen Struktur des Fassadenklinkers. Der Eindruck von Bewegung, den die geneigten, gegeneinander verschobenen Quader vermitteln, bricht mit der strengen Orthogonalität der Bauten.
Für die Architektur Biennale Köln plan 12 wurde 2012 mit Unterstützung des Kulturamts Köln zunächst ein Holzmodell im Maßstab 1:1 gebaut. Während der Veranstaltung diente die begehbare Skulptur als Bühne und Publikumstribüne. Anschließend erfolgte die Umsetzung für den Hochschulstandort Hamm. Für die etwa 6 mal 6 Meter große und bis zu 1 Meter hohe Plastik wurden neun digital maßangefertige Betonteile mit einem Gesamtgewicht von rund 60 Tonnen hergestellt. Die Gesamtkosten des Projekts beliefen sich auf 100.000 Euro. Mit der Fertigstellung der letzten Gebäude auf dem Campus konnte im Mai 2014 auch das Kunstwerk eingeweiht werden, welches das Entrée zur Hochschule markiert. Auch hier ist die Bodenskulptur nicht nur Zierde, sondern ein architektonisches Möbel im öffentlichen Raum, das Studierende gerne als Sitz- und Liegefläche nutzen.
Oliver Kruse, geboren 1965 in Nürnberg, lebt und arbeitet in Köln und Hombroich (Neuss). Nach einer Tischlerlehre studierte er in Hombroich Kunst bei Erwin Heerich sowie Bildende Kunst und Kunstgeschichte in London. Seit 1996 ist er Mitglied des Vorstands der Stiftung Insel Hombroich. Oliver Kruse hat seit 2005 eine Professur für Gestaltungslehre an der Peter Behrens School of Arts in Düsseldorf inne. Neben internationalen Einzelausstellungen hat er zahlreiche Installationen im öffentlichen Raum realisiert. Unter anderem war er 1996 und 2004 bei der Architektur Biennale in Venedig vertreten. Seine skulpturalen und architektonischen Arbeiten versteht er als begeh- und belebbare Situationen, in denen die Umgebung neu erfahren und erforscht werden kann.