Namenstafel
Westfälische Hochschule, Recklinghausen
Künstler*in | Ayse Erkmen |
Entstehungszeit | 1998–1999 |
Material | Fensterglas |
Technik | graviert und gesandstrahlt |
Maße | je 100 x 280 cm |
Adresse | August-Schmidt-Ring 10 45665 Recklinghausen |
Bauherr | BLB NRW |
Standort | Fassade, 18 Fenstern des Treppenhauses Route in Google Maps |
Zugänglichkeit | offen zugägnglich |
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Im Jahr 1999 wurde die Installation „Namenstafel” von der türkischen Konzeptkünstlerin Ayşe Erkmen an der Westfälischen Hochschule in Recklinghausen realisiert. Die Installation fokussiert die Aufmerksamkeit auf die primären Nutzer der Hochschule, nämlich die Studierenden. Auf der Glasfassade des Hauptgebäudes sind in klar abgegrenzten Feldern die Vornamen aller Studierenden des ersten Jahrgangs zu lesen. Dabei finden sich Namen wie Andreas, Mehmet, Jörg, Özgür, Claudia, Miroslaw, Andrej und Dragan. Die Entscheidung der Künstlerin, die Vornamen der Studierenden, statt die Namen von Sponsoren oder Berühmtheiten zu verwenden, ist in besonderem Maße bemerkenswert. Diese Beschränkung auf die Vornamen lässt die Grenze zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen verschwimmen. Die Verwendung der Vornamen hat zur Folge, dass die Studierenden persönlich angesprochen werden, während ihre Anonymität gewahrt bleibt. Dies gewährleistet, dass die Hochschule nicht mit individuellen Personen, sondern als Institution wahrgenommen wird.
Erkmens Werk zeichnet sich durch eine besondere Transformations- und Anpassungsfähigkeit aus. Die Namenstafel besteht aus 18 Fenstergläsern im Treppenhaus, jeweils 100 x 280 cm groß, die durch Sandstrahlung und Gravur bearbeitet wurden. Die Tafel fungiert nicht nur als Erinnerung an den ersten Jahrgang, sondern steht auch für die Studierenden des ersten Jahrgangs mit den gleichen Vornamen. Bei Sonneneinfall werden die freigestellten Namen auf den sandgestrahlten Fenstern auf die Menschen im Treppenhaus projiziert, wodurch eine räumlich-körperliche Beziehung zwischen aktuellen und früheren Studierenden hergestellt wird. Die Projektion verdeutlicht, dass sowohl die Nutzer als auch die Rezeption der künstlerischen Intervention einer kontinuierlichen Veränderung unterliegen.
Bei einer Betrachtung aus der Distanz offenbart sich ein abstraktes Muster, das durch die horizontal angeordneten Buchstaben auf den Fenstern generiert wird. Das Muster bringt die Fensterflächen in einen gleichmäßigen Rhythmus und differenziert das Hauptgebäude von der benachbarten Bibliothek. Die Namenstafel vereint formal-ästhetische und inhaltlich-funktionale Komponenten und unterstreicht die Bedeutung des Gebäudes. Gleichzeitig schafft sie eine räumlich-zeitliche Situation, die sowohl die Nutzer als auch die Betrachter des Kunstwerks einbezieht.
Erkmen ist bekannt für ihre Interventionen und Installationen, darunter "Shipped Ships" der Deutschen Bank und "Kuckuck" im Kunstmuseum St. Gallen. Sie vertrat die Türkei auf der 54. Biennale di Venezia 2011 und wurde 2012 in die Akademie der Künste in Berlin gewählt. 2020 erhielt sie den Ernst-Franz-Vogelmann-Preis für zeitgenössische Skulptur. Ihre Arbeiten sind international in bedeutenden Ausstellungen zu sehen, wie den Skulptur.Projekten in Münster und der Berlin Biennale.