Mönchengladbach-Wand

Neubau für studentisches Wohnen der WohnBau, Rheydt

Vom Staubfänger zum Glanzobjekt. Eduardo Paolozzis „Mönchengladbach-Wand“ erstrahlt nach seiner Restaurierung an dem Neubau für studentisches Wohnen der WohnBau.

Kunst
Künstler*inEduardo Paolozzi
Entstehungszeit1979–1981
2004–2020 (Translozierung)
2020–2021 (Restaurierung)
MaterialEdelstahl, Bänder aus Flachmaterial 80 x 6 mm
Maße480 x 840 x 6 cm
VerfahrenDirektauftrag zur Restaurierung (Firma Heinz Gothe, MG-Rheydt)
KostenDamals: 58.000 Mark
Bau
AdresseKloetersgasse 12
41236 Mönchengladbach
StandortAußenfassade des neuen Wohnkomplexes
Route in Google Maps
Karte
Um diesen Inhalt ansehen zu können, müssen Sie die Cookies für externe Medien aktivieren.
Klicken Sie hier, um die Cookie-Einstellungen zu öffnen.
Ein Kunstwerk mit Höhen und Tiefen.

Eduardo Paolozzis „Mönchengladbach-Wand“ ist ein Kunstwerk mit bewegter Geschichte. Ursprünglich fand es 1981 seinen Platz an der Außenfassade des Stadtreinigungsamts in der Lürriper Straße 45-47. 2004 musste es jedoch aufgrund des Gebäudeabrisses demontiert und im Museumsdepot eingelagert werden.

Für längere Zeit wurde nach einem Standort mit spezifischen Anforderungen gesucht, an dem das Werk seinen neuen Platz finden sollte. Wenn möglich, sollte es sich um ein städtisches Gebäude handeln, mit monochromer Fassade, guter Sichtbarkeit für die Reliefstruktur und ausreichend Platz. Denn das Relief nimmt insgesamt eine Breite von 8,4 Metern und eine Höhe von 4,8 Metern ein.

Im Jahr 2020 wurde schließlich der neue Wohnkomplex für studentisches Wohnen, VHS und Musikschule der WohnBau im Mönchengladbacher Stadtteil Rheydt ausgewählt.

Zusammen mit der Neuinstallation sollte Paolozzis Kunstobjekt ebenfalls restauriert werden. Das mittlerweile über 30 Jahre alte Relief befand sich in einem stark verschmutzten und in einer dunklen Patina verfärbten Zustand. Des Weiteren wurden lokale Deformationen im Metall aufgrund der langen Lagerung und des damaligen Transports festgestellt und dass zuvor fünfteilige Objekt war, nun in acht Teile getrennt.

Die Restaurierung wurde von der Firma Heinz Gothe durchgeführt. Dabei wurden Deformationen beseitigt, die Oberfläche gereinigt und die ursprüngliche Farbigkeit wiederhergestellt. Die Montage erfolgte mithilfe von Teleskopladern und Kränen, was eine sorgfältige Planung erforderte. Für die Montage wurden spezielle Dübel verwendet. Die Positionierung der Kunstwerkteile dauerte etwa sechs Tage.

Huldigung an die Technik

Bereits vor 3 Jahren arbeiteten der Künstler, der Architekt, das Städtische Museum und die Mönchengladbacher Firma Gothe gemeinsam an der Realisierung von Paolozzis Relief. Das Relief besteht aus abstrakten Formen, die Putzgeräten wie Besen und Eimern nachempfunden sind. Bei der Eröffnung im Jahr 1981 beschrieb die Museums-Mitarbeiterin Dr. Sabine Kimpel-Fehlemann die einzelnen Reliefteile als „anonyme, aus technischer Perfektion entwickelte Gebilde“. Sie erklärte, dass diese Elemente Assoziationen von Technik, Maschinen, Werkzeugen, Autoteilen und Geräten hervorrufen. Es werden auch abstraktere Anklänge evoziert, wie Schwingungen, Rotationen, Druck und Kraft.

Das Objekt wurde aus flachen, 80 x 6 mm Edelstahlbändern gefertigt und in fünf Teilen an die Wand montiert. Im Sonnenlicht hebt es sich durch seinen Glanz von der strukturierten Ziegelwand ab.

Die Arbeit wurde damals mit den Mitteln des Programms „Kunst am/und Bau“ finanziert und kostete insgesamt 58.000 Mark, was im Vergleich zu anderen Kunstwerken recht günstig ist. Denn Paolozzi war einer der Mitbegründer der Pop-Art und somit hatte seine künstlerische Bedeutung einen ganz eigenen Preis.

Nach etwa 16 Jahren Lagerung hat das Kunstwerk nun einen neuen Platz gefunden, an dem es besser zur Geltung kommt als an der Fassade des alten Stadtreinigungsamtes.

Galerie
Vita

Eduardo Paolozzi, geboren 1924 in Edinburgh als Sohn italienischer Eltern. 2004 verstarb dieser in einem Londoner Krankenhaus.

Paolozzi studierte 1943 am Edinburgh College of Art und 1944 bis 1947 an der Slade School of Fine Art in London.

Bei einem Aufenthalt in Paris von 1947 bis 1949 begegnete er Con­stan­tin Brân­cuși, Tris­tan Tza­ra, Alber­to Gia­co­met­ti und Jean Dubuffet, welche ihn in seiner Arbeit prägten. Von 1949 bis 1955 hielt er dann eine Dozentur für Textildesign an der Central School of Art and Design und anschließend 1955 bis 1958 an der St. Martin’s School of Art in London inne. Er lehrte ebenfalls im Rahmen von weiteren Gastprofessuren und -dozenturen an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, an der Uni­ver­si­ty of Cali­for­nia in Ber­ke­ley und an der Fach­hoch­schu­le Köln.

1968 lehrte er neben einer Gastdozentur, ebenfalls als Dozent in der Kera­mik­ab­tei­lung des Roy­al Col­le­ge of Art in London. Von 1977 bis 1982 lehrte er ebenfalls noch als Professor für Kera­mik an der Fach­hoch­schu­le Köln, für Bild­haue­rei an der Aka­de­mie der bil­den­den Küns­te in München und für die Meis­ter­klas­se an der Inter­na­tio­na­len Som­mer­aka­de­mie für bil­den­de Küns­te in Salzburg.

Im Verlauf seiner Karriere erhielt er eine Vielzahl von Auszeichnungen. 1989 wurde dieser von Königin Elisabeth II. von Großbritannien zum Ritter ernannt und 1994 übergab Paolozzi einen Großteil seines Werks der Scottish National Gallery.

Weitere Informationen
LinksWohnbau-MG: Mönchengladbach-Wand
QuellenSchmidt, Anika: Projekt: Neuinstallation der Mönchengladbach-Wand von Eduardo Paolozzi, Abschlussbericht Juli 2021 Pressetexte Mönchengladbach-Wand, 1981