Lichtung

Hauptgebäude der LWL-Klinik Münster

Farbe und Form des historischen Parks der psychiatrischen Klinik holt Caroline Bayer in den Innenraum.

Kunst
Künstler*inCaroline Bayer
Entstehungszeit2018
MaterialFarbe, MDF, LED
MaßeStirnwand: 6 x 6 Meter
VerfahrenJurierter Wettbewerb unter sechs geladenen Künstler*innen
Bau
AdresseFriedrich-Wilhelm-Weber-Straße 30
Gebäude 37
48147 Münster
Bauzeit2016–2018
Architekt*innenBau- und Liegenschaftsbetrieb des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe
BauherrLandschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)
StandortFoyer
Route in Google Maps
Zugänglichkeit

nicht öffentlich zugänglich

Karte
Um diesen Inhalt ansehen zu können, müssen Sie die Cookies für externe Medien aktivieren.
Klicken Sie hier, um die Cookie-Einstellungen zu öffnen.
Klinik im Grünen

Eingebettet in eine weitläufige Parklandschaft liegen die Gebäude der LWL-Klinik Münster, deren Vorgeschichte bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückreicht. 1877 erwarb der Provinzialverband Westfalen die wenige Jahre zuvor erbaute Klosteranlage im Norden Münsters und richtete in dem Hauptgebäude die "Westfälische Provinzial- und Pflegeanstalt Marienthal" für psychisch kranke Menschen ein. In den Folgejahren entstanden weiteren Krankenhausbauten sowie Wohnhäuser für die Beschäftigten. Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde die Anstalt wiederaufgebaut.

Anstelle des alten Hauptgebäudes ließ der Landschaftsverband Westfalen-Lippe zwischen 2016 und 2018 durch seinen eigenen Bau- und Liegenschaftsbetrieb einen Ersatzneubau errichten. Der dreigeschossige Komplex auf H-förmigem Grundriss umfasst fünf Stationen und 140 Betten. Zum architektonischen Konzept gehört die Einbindung von Park- und Gartenbereichen, mit der auch therapeutische Ansätze der psychiatrischen Fachklinik ergänzt werden sollen. Von der geschlossenen Station im ersten Obergeschoss erfolgt der Zugang zum geschützten Dachgarten. Er ermöglicht Patient*innen, die aufgrund möglicher Eigen- oder Fremdgefährdung bisher nur in Begleitung ins Freie gehen durften, nun auch allein die Station zu verlassen. Auch die Innenhöfe sind bepflanzt und mit Sitzgelegenheiten versehen. Alle Patient*innen blicken zudem von ihren Zimmern in den Park mit seinem alten Baumbestand.

Künstlerische Auseinandersetzung mit Ort, Funktion und Geschichte

Die grüne Umgebung ins Innere fließen zu lassen, war auch die Intention von Caroline Bayer, die den Kunst-und-Bau-Wettbewerb für das Foyer des neuen Hauptgebäudes gewann. Durch die Verbindung von Natur und Architektur sollte ein ruhiger und inspirierender Raum entstehen. Die Künstlerin verglich historische Flurkarten des Geländes und arbeitete vier Entwicklungsstadien heraus, die zur Basis ihrer Wandinstallation „Lichtung“ wurden. Die vier Grundrisse übersetzte sie in polygonale Formen in unterschiedlichen Grüntönen, die sich auf der großen Stirnwand des Lichthofs überlagern und um einen gemeinsamen Mittelpunkt rotieren. Über drei Farbflächen schwebt ein hinterleuchtetes Element, das die zweidimensionale Wandmalerei reliefartig in den Raum erweitert. An der Wand des Gangs, der vom Eingang in die zweigeschossige Halle führt, findet sich ein Ausschnitt des großen Bildes wieder.

Caroline Bayer „überzeugte mit ihrer ästhetisch ansprechenden Raumgestaltung, die in einer nachvollziehbaren künstlerischen Auseinandersetzung mit den historischen Gegebenheiten des Klinikkomplexes entwickelt wurde“, so die Jury. Trotz des ortspezifischen Konzeptes soll die Arbeit aber auch ohne den Hintergrund erfahrbar sein, betont die Künstlerin.

Galerie
Vita

Caroline Bayer, geboren 1973 in Stolberg (Rhld.), lebt und arbeitet in Berlin. Nach ihrem Studium an der Academie Beeldende Kunsten Maastricht und der Kunstakademie Poznan wurde sie von 2004 bis 2009 Meisterschülerin bei Prof. Maik und Dirk Löbbert an der Kunstakademie Münster. 2008 erhielt sie den GWK-Förderpreis, 2008 war sie Artist in Residence des Pilotprojekts Gropiusstadt in Berlin. Es folgten mehrere Stipendien. Caroline Bayer arbeitet in ihren raumbezogenen Projekten mit unterschiedlichen Medien und Materialien, jedoch immer mit formaler Reduktion und Abstraktion. 2020 realisierte sie im Rahmen von Kunst und Bau eine Wandmalerei im Treppenhaus der Mutter-Kind-Klinik St. Ursula in Winterberg.