INDEX

Dienstgebäude der Lüttich-Kaserne

Kunst und Militär – wie passt das zusammen? Für die Wandgestaltung der Lüttich-Kaserne in Köln fand das Künstlerkollektiv Konsortium überraschende Gemeinsamkeiten.

Kunst
KollektivKonsortium
Entstehungszeit2015–2017
MaterialAcrylfarbe
TechnikMalerei
Verfahrenbeschränkter Wettbewerb
Bau
AdresseMilitärringstraße 1000
50737 Köln
Bauzeit2015–2018
Architekt*innenRKW Architektur +
BauherrBundesministerium der Verteidigung, BLB NRW Köln
StandortFlure im Erdgeschoss
Route in Google Maps
Zugänglichkeit

nicht öffentlich zugänglich

Karte
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Funktionale Gestaltung mit nachhaltigen Materialien

Bei der Verbindung von Militär und Kunst drängt sich zuerst der Gedanke an Kriegerdenkmäler und Schlachtengemälde auf. Vollkommen anders ist aber das Projekt „Index“, das das Künstlerkollektiv Konsortium für das Dienstgebäude der Lüttich-Kaserne in Köln-Longerich entwickelt hat. Zwischen 2015 und 2018 entstand dort ein vom Architekturbüro RKW entworfener Neubau mit 10.820 Quadratmetern Nutzfläche für das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr. Von dort aus werden mehr als 260.000 militärische und zivile Bundeswehrangehörige zentral betreut.

Ein viergeschossiger Ring mit Büros für rund 480 Beschäftigte umschließt einen großen Innenhof, in dessen Zentrum sich der niedrigere Konferenzkubus befindet. Seine rote Außenhaut und die Holzlamellen bilden einen lebhaften Kontrast zu den schlichten silbernen Vorhangfassaden der Bürotrakte. Deren strenges Raster wird straßenseitig durch den zweigeschossigen Haupteingang unterbrochen, der sich zum Foyer öffnet, dem zentralen Erschließungsbereich für Büros und Konferenzräume. Auch im Inneren dominieren reduzierte, funktionelle Gestaltung sowie nachhaltige, pflegeleichte und dauerhafte Materialien.

Kunst mit militärischer Ordnung

Einen farblichen Akzent bilden die Wände des Foyers und der angrenzenden Flure im Erdgeschoss, die Konsortium infolge eines Kunst-und-Bau-Wettbewerbs gestaltete. „Index“ spielt mit den Gegensätzen der Freiheit in der Kunst und des Reglements im Militär, indem es der künstlerischen Gestaltung zwei strenge Ordnungssysteme zugrunde legt.

Als raumhohe Wandmalerei zieht sich ein Farbband mit großen Schriftzügen über mehr als 120 Meter entlang der Korridore. Bei der Wahl der Farbtöne folgten Konsortium strikt dem RAL-System, das bereits 1927 zur Normierung von zunächst 40 Farben entwickelt wurde und heute rund 1.700 unterschiedliche Nuancen umfasst. Um jede dieser Farben zu nutzen, unterteilten die Künstler die Wandfläche in jeweils 7,2 Zentimeter schmale, präzise getrennte Streifen. Beginnend mit Rot- und Orangetönen im Foyer ergibt sich ein Verlauf entlang der Flure über Gelb, Grün und Blau bis hin zu Violett, das wiederum an das Rot des Eingangsbereichs anschließt. So ergibt sich „eine sehr langsam wandelnde Progression von präzise abgestuften Farbfeldern, die den Nutzern des Hauses eine Bewegungsrichtung vermitteln. Vergleichbar mit einem öffentlichen Farbleitsystem werden Besucher gezielt zu den Tagungs- und Präsentationsräumen geleitet“, beschreiben die Künstler ihr Konzept. Zugleich verbinden die Farbstreifen über die gesamte Höhe des Foyers außerdem beide Geschossebenen miteinander.

Einsatz!

Ergänzt wird der Farbindex durch einen Wortindex. 25 Schriftzüge, sortiert von A bis Z, sind mittig auf den Wänden platziert. Die Begriffe sind mal eindeutig der Kunstwelt, mal eher dem militärischen Sprachgebrauch zuzuordnen, mal scheinen sie aber auch in beiden verortet. „Die präzise Signifikanz einiger Begriffe steht in Kontrast zur Offenheit anderer Begriffe, die das Vorstellungsvermögen und die Fantasie der Mitarbeiter und der Besucher aktivieren sollen“, so die Intention von Konsortium. Während die Kategorie für „Manöver“ oder „Jugendstil“ klar ist, wecken „Code“, „Linie“ und „Einsatz“ unterschiedliche Assoziationen. Hinzu kommen Wörter, die sich auf die Wandarbeit selbst beziehen, wie „Farbfächer“, „Handwerk“ und „Panorama“.

Konsortium gelingt es mit der Arbeit „Index“, sowohl die räumlichen Verbindungen im Kontext der Architektur zu stärken, als auch mit künstlerischen Mitteln auf die Funktion und die Nutzer*innen des Gebäudes zu reagieren und zum Diskurs anzuregen.

Galerie
Vita

Im Jahr 2004 schlossen sich die drei in Düsseldorf lebenden Künstler Lars Breuer (geb. 1974 in Aachen), Sebastian Freytag (geb. 1978 in Hannover) und Guido Münch (geb. 1966 in Essen) zum Kollektiv Konsortium zusammen. Ihre überwiegend wandbezogenen Werke waren in vielen Einzel- und Gruppenausstellungen unter anderem in der RMIT Gallery, Melbourne, auf der 10. Biennale in Kaunas, im Museum Morsbroich in Leverkusen und im ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe zu sehen. Außerdem realisierten sie mehrere temporäre Projekte im öffentlichen Raum, darunter „DOOM VOID HOPE“ an der Ruhr-Universität Bochum 2014. Neben ihren eigenen künstlerischen Arbeiten betrieb Konsortium von 2004 bis 2010 den gleichnamigen, nicht kommerziellen Ausstellungsraum in Düsseldorf und kuratiert Gruppenausstellungen in nationalen und internationalen Museen – wie zuletzt „Dystotal“ im Pori Art Museum 2014 und im Ludwig Forum Aachen 2016.