(Ohne Titel) Relief
Kunsthalle, Düsseldorf
Künstler*in | Karl Hartung |
Entstehungszeit | 1967 (Aufstellung/Installation) |
Material | Bronze, basierend auf einem Modell aus Gips von 1965/66 |
Adresse | Grabbeplatz 4 40213 Düsseldorf |
Sanierung | 2000–2002 Rheinflügel Severin |
Standort | Eingangsportal der Kunsthalle Düsseldorf Route in Google Maps |
Zugänglichkeit | Frei zugänglich |
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Das 1967 geschaffene Bronzerelief von Karl Hartung an der Kunsthalle Düsseldorf kann als herausragendes Beispiel für Kunst am Bau betrachtet werden. Es manifestiert eine bewusste künstlerische Auseinandersetzung mit der Architektur der Nachkriegsmoderne, die durch eine Ästhetik der Massivität und Kühle gekennzeichnet ist. Hartungs Werk steht in bewusstem Gegensatz dazu. Das filigrane, dynamische Liniengeflecht des Reliefs bringt Bewegung und Leichtigkeit in die starre, geometrische Struktur der Kunsthalle.
Die abstrakte Formensprache des Reliefs evoziert den Eindruck einer Gruppe tanzender Figuren. Die organischen Linien erzeugen eine überraschende Harmonie mit der massiven Architektur, indem sie deren Schwere aufbrechen und der Betonarchitektur Weichheit verleihen. Hartung gelingt es, eine optische Verbindung zwischen Kunst und Architektur herzustellen, wodurch das Gebäude belebt wird und dem Betrachter eine neue Perspektive auf den Bau eröffnet wird.
Das Relief an der Kunsthalle Düsseldorf reflektiert zudem Hartungs Auseinandersetzung mit den architektonischen und ästhetischen Entwicklungen der Nachkriegszeit. In den 1960er Jahren wurde die Bauweise maßgeblich durch Sichtbeton und klare Geometrie geprägt. Hartung, der zu dieser Zeit als einer der herausragenden Bildhauer Deutschlands galt, reagierte mit seinem Werk auf die architektonischen Tendenzen seiner Zeit. Dabei blieb er seinen eigenen künstlerischen Prinzipien treu und nutzte die Abstraktion, um eine neue Formensprache zu entwickeln, die sich harmonisch in die Architektur einfügt.
Die Auseinandersetzung mit der abstrakten Kunst hatte bereits in den 1930er Jahren begonnen, zu einem Zeitpunkt, als seine Werke im NS-Regime verfemt wurden. Nach dem Krieg avancierte er jedoch zu einem der herausragenden Vertreter der modernen Bildhauerei in Deutschland, was auch durch seine Teilnahme an der documenta in den Jahren 1955, 1959 und 1964 belegt wird.
Hartungs künstlerische Laufbahn war von einem beständigen Streben nach der Balance zwischen Abstraktion und Figuration geprägt. Diese These lässt sich auch am Relief der Kunsthalle Düsseldorf belegen. Obschon die Formensprache abstrakt ist, lassen sich dennoch figürliche Elemente, wie die Assoziation mit tanzenden Figuren, erahnen. Diese doppeldeutige Formensprache, die zwischen konkreter Darstellung und abstrakter Andeutung oszilliert, prägte Hartungs gesamte Karriere und trug maßgeblich zu seinem Erfolg als einer der führenden Bildhauer der Nachkriegszeit bei.
Seit seiner Ernennung zum Professor an der Hochschule der Künste in Berlin im Jahr 1951 hat Hartung nicht nur die Bildhauerei geprägt, sondern auch Generationen von jungen Künstlern beeinflusst. Die Teilnahme an den documenta-Ausstellungen, die als wegweisend für die Nachkriegskunst galten, führte zu einer Festigung seines Status als Künstler, der die Schnittstelle von Kunst, Gesellschaft und Architektur immer wieder neu definierte. Sein Œuvre, insbesondere das Relief an der Kunsthalle Düsseldorf, stellt ein eindrucksvolles Zeugnis seiner Fähigkeit dar, Kunst und Raum in eine produktive Spannung zu versetzen, die bis heute nachwirkt.
Karl Hartung, geboren 1908 in Hamburg, zählt zu den herausragenden Vertretern der abstrakten Bildhauerei in Deutschland. Nach einer Ausbildung zum Holzbildhauer studierte er bei Johann Michael Bossard und ließ sich ab 1929 in Paris nieder. In Paris setzte er sich mit der Anthroposophie auseinander. Im Jahr 1936 erfolgte ein Umzug nach Berlin, wo er sich trotz der Kunstzensur des NS-Regimes der Schaffung abstrakter Werke widmete. Nach dem Krieg gelang ihm im Jahr 1946 der Durchbruch, was mit einer Berufung zum Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin honoriert wurde. Hartung bekleidete von 1955 bis 1967 das Amt des Vorsitzenden des Deutschen Künstlerbundes und nahm an mehreren documenta-Ausstellungen teil. Er verstarb 1967 in Berlin.