Abfluftplastiken
Ehemalige Westdeutsche Landesbank, Münster
Künstler*in | Friedrich Gräsel |
Entstehungszeit | 1972–1974 |
Material | Edelstahl, natur (Schwingschliff 36er Korn) |
Maße | je 6,3 x 4,3 x 4,3 m | Durchmesser: 90 cm | Bogenstück 90° |
Adresse | Himmelreichallee 40 48149 Münster |
Bauherr | Landesbank für Westfalen (WestLB) |
Standort | Route in Google Maps |
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Die ehemalige Zentrale der Westdeutschen Landesbank (WestLB), heute Sitz der LBS West, liegt am westlichen Rand des historischen Stadtkerns von Münster. Der 1969 von Harald Deilmann entworfene Gebäudekomplex integriert Kunstwerke in die Corporate Architecture. Die Auswahl der Kunstwerke erfolgte zum größten Teil durch den Vorstandsvorsitzenden Ludwig Poullain und Deilmann selbst. Die eindrucksvolle Kunstsammlung des Landesbetriebs wird durch Werke von Künstlern wie Henry Moore und Heinz Mack ergänzt.
Ein herausragendes Beispiel für diese Integration ist die zwischen 1972 und 1974 entstandene Arbeit "Abluftplastiken" von Friedrich Gräsel. Sie besteht aus eng aneinander gereihten Edelstahlrohren mit einem Durchmesser von 90 cm. Jedes Rohr endet in einem 90°-Bogen, der die Öffnung sichtbar macht. Die Skulpturen sind 6,3 Meter hoch, 4,3 Meter breit und tief und bestehen aus naturbelassenem Edelstahl mit Schwingschliff.
Gräsels Konzept fügt sich nahtlos in die von Deilmann entworfene Corporate Architecture der WestLB ein. Diese zeichnet sich durch terrassenförmige Baukörper aus Cor-Ten-Stahlprofilen, bronzefarbene Sonnenschutzfenster und weiße Sichtbetonteile aus. Die ästhetische Inszenierung der Lüftungsrohre durch Gräsel lässt die Grenzen zwischen technischer Funktionalität und Kunst verschwimmen.
Die WestLB zeichnete sich durch einen hohen kulturellen Anspruch aus, der sich nicht zuletzt in ihrer Architektur widerspiegelte. Ab 1969 entstanden in enger Zusammenarbeit zwischen dem Vorstandsvorsitzenden Ludwig Poullain und dem Architekten Harald Deilmann unverwechselbare Gebäude. Das erste Gebäude entstand zwischen 1969 und 1975 in Münster, weitere folgten in Dortmund, Luxemburg und Düsseldorf.
Deilmanns Architektur verstand sich als städtebaulicher Gegenentwurf zum damals verbreiteten Funktionalismus und betonte die Einzigartigkeit des Ortes sowie die spezifischen Anforderungen der Bank. Die ehemalige Zentrale der WestLB in Münster entstand auf dem Gelände des Alten Zoos: Hier entstand in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsarchitekten Günther Grzimek eine terrassierte Bürolandschaft mit fließenden Übergängen zwischen Architektur und Natur.
Die Gebäude der WestLB sind bedeutende Zeugnisse der Nachkriegsmoderne und zeigen unterschiedliche architektonische Strategien: Münster als Landschaft, Dortmund als Stadtbaustein, Luxemburg als Villa und Düsseldorf als Stadtblock. Während einige Gebäude inzwischen saniert wurden, ist ihr äußeres Erscheinungsbild weitgehend erhalten geblieben. Das Gebäude in Münster wird heute von der LBS genutzt, während in Düsseldorf und Luxemburg Umstrukturierungen anstehen.
Friedrich Gräsel wurde 1927 in Bochum geboren und starb 2013 in Osnabrück.
Er studierte Kunstpädagogik in München und Hamburg und machte 1956 sein Staatsexamen. Von 1958 bis 1970 arbeitete er als Kunstpädagoge in Nordrhein-Westfalen.
1967 bekam er den Förderpreis für Bildhauerei der Stadt Düsseldorf. 1969 gründete er die Künstlergruppe „B1“. Ab 1970 war er Lehrer an der Pädagogischen Hochschule Münster II, ab 1972 an der Universität Essen-Gesamthochschule.
Zwischen 1979 und 1984 hatte er eine Gastprofessur in Kairo. Bis 1997 war er Mitglied des Deutschen Künstlerbundes.
Seine Werke wurden in vielen Ausstellungen gezeigt. Seit 2001 gibt es die Friedrich-Gräsel-Schenkung an der Ruhr-Universität Bochum. Der künstlerische Nachlass wird seit 2015 von Van Ham Art Estate betreut.