Earth Is Blue

Goethe-Gymnasium, Düsseldorf

Leben und Erleben. Selma Gültopraks Werk „Earth Is Blue“ bringt Geschichten auf den Schulhof des Goethe-Gymnasiums.

Kunst
Künstler*inSelma Gültoprak
KollektivReSchmiede
Entstehungszeit2018–2021
MaterialPulverbeschichteter Stahl, geschmiedet und geschnitten
TechnikMaschineller Zuschnitt, Kunstschmiedearbeit, Pulverbeschichtung
Maße9.100 x 15 x 250 cm
VerfahrenGeladener Wettbewerb
Kosten120.000 Projektbudget, 247.368 € nach Aufstockung
Bau
AdresseLindemannstraße 57
40477 Düsseldorf
Erweiterung Feyyaz Berber (Orga "Earth Is Blue")
RKW Architektur +
BauherrLandeshauptstadt Düsseldorf
StandortUmfriedung der Gebäudekomplexe: Lindemannstraße, Schumannstraße, Goethestraße
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Blaue Erde, schwarzer Zaun.

2018 schrieb die KUKODUS eine 2. Auslobung zum Thema Kunst am Bau im Rahmen der Gebäudeerweiterung des Goethe-Gymnasiums aus, da bei der ersten die notwendige Stimmmehrheit fehlte. Der Bauauftrag sorgte damals für eine Um-Verlagerung einiger Nutzungsflächen, wodurch ebenfalls eine neue Außengestaltung durchgeführt werden sollte.

Einer der Kriterien war eine identitätsstiftende Gestaltung, womit sich Selma Gültoprak, mit ihrem Entwurf einer dreiteiligen Umfriedung, durchsetzen konnte.

„Earth Is Blue“ ist ein Werk, basierend auf den Film „2001: Odyssee im Weltraum“ von Stanley Kubrick aus dem Jahr 1968. Gültoprak zog Inspiration aus der Neuverwebung der stilisierten Bilder und gestaltete die Zaunabteile der drei Standorte collagenartig mit Motiven von Landschaften, Architekturen, Techniken, Menschen und Tieren.

Wie eine Skulptur ist das Werk von unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Man läuft an ihnen entlang, man durchschreitet sie und sie laden dazu ein, an einem Ort etwas länger zu verweilen und den Blick wandern zu lassen. Die Zusammenstellung aller Motive ist am besten von längstem Abschnitt des Werkes, der Lindemannstraße, zu betrachten. Wobei auch da der ca. 52 Meter lange Part nicht mit einem Blick zu erfassen ist. Insgesamt belaufen sich alle Teile zusammen auf einer länge von ca. 92 Metern.

Eine weitere Besonderheit ist, dass die Motivik des Zauns zusammen mit den Schüler*innen des Goethe-Gymnasiums entstand. Gültoprak hielt einen Workshop, bestehend aus 4 Teilen, in der sie noch heute relevante Themen des Films behandelte:

Unter anderem die Prägung der Welt durch menschliche Aktivitäten und dessen Einfluss auf die zukünftige Entwicklung dieser, des Weiteren aber auch die Thematik der K.I., welche lernfähig ist und dessen Nutzung sich in unseren Alltag integriert.

Sie untersuchten das Material und lernten das Innere einer Schmiedewerkstatt kennen. Anschließend bastelten die Schüler*innen kleine Modelle von fiktiven KIs, welche an den Bordcomputer HAL 9000 aus dem Film anlehnten. Sie bestanden aus alltäglichen Materialien wie zum Beispiel Tabletten, Drahtseile, CD´s, Schallplatten, Batterien, Handschuhe, Wiegemesser, Kochlöffel, Bauzaunschellen, sowie Baumrinde und boten die Grundlage für Zeichnungen und Skizzen, welche in den finalen Entwurf eingebunden wurden.

Gültopraks Arbeit kann auf unterschiedliche Weisen erlebt werden: Die Geschichten, die die Umfriedung dabei erzählt, werden von Person zu Person anders interpretiert und die Metapher der „blauen“ Erde sorgt für eine gewisse Poesie in unserer heutigen Zeit. Sie lädt dazu ein, über die Wunder unserer Natur nachzudenken und legt einen Fokus auf den Erhalt dieser schönen Dinge.

Damit der dreiteilige Entwurf in seiner Gänze umgesetzt werden konnte, wurde das Projektbudget durch weitere Sponsoren aufgestockt. Die Kunstkommission stellte ein Budget von 127.000 Euro zur Verfügung, welches nochmal erhöht wurde durch die finanzielle Beteiligung der Bezirksvertretung 2 und des Goethe-Gymnasiums mit dem ehemaligen Rethel-Gymnasium zusammen. Insgesamt betrug das Endbudget 247.368 €, welches dafür sorgte, dass das Werk nicht nur an der Lindemannstraße zu betrachten ist.

Ein aussterbendes Handwerk

Ein wichtiger, inhaltlicher Teil Gültopraks Arbeit war die Verbindung zwischen industrieller und handwerklicher Verarbeitung.

Umgesetzt wurde „Earth Is Blue“ zusammen mit der Firma ReSchmiede, welche die einzelnen Elemente per Hand weiterverarbeiteten.

Das Schmiedehandwerk ist eines der ältesten Handwerke auf der Welt und prägte nachweislich unseren deutschen Sprachschatz: man „schmiedet Pläne“ oder „Jeder ist seines Glückes Schmied“.

Doch heutzutage ist der Beruf vom Aussterben bedroht, die maschinelle Verarbeitung übernimmt den Markt. Und auch die fossilen Brennstoffe, welche beim Schmieden genutzt werden, entsprechen nicht mehr dem nachhaltigen Zukunftsgedanken. Doch kann man den Beruf vielleicht noch retten? Gibt es eine Möglichkeit, die Kunstschmiederei CO2-Neutral zu gestalten?

Mit ihrem Werk setzt Gültoprak einen Fokus auf diese Themen und durch den Workshop konnte Jugendlichen das Handwerk wieder nähergebracht werden. Ein wichtiger erster Schritt für das Fortsetzen dieser traditionellen Handwerkskunst.

Galerie
Vita

Selma Gültoprak, 1983 in Gummersbach geboren, lebt und arbeitet heute in Köln, wenn sie nicht im Ausland tätig ist.

2005 bis 2007 absolvierte sie ihre Ausbildung als Gestaltungstechnische Assistentin für Grafik- und Objektdesign am Richard-Riemerschmidt Berufskolleg in Köln und begann anschließend ihr Studium an der Kunsthochschule für Medien in Köln, welches sie 2012 mit einem Diplom bei Stefanie Stallschus, Phil Collins und Johannes Wohnseifer abschloss.

Bereits während ihres Studiums begann Gültoprak, sich an Ausstellungen zu beteiligen, sowie an eigenen Projekten und Performances zu arbeiten.

Darunter auch 2012 "DEAR GARAGE" an der Kunsthochschule für Medien in Köln, 2015 "Under new Management" an der kjubh in Köln und nicht zuletzt 2023 die Gruppenausstellung "Eine Tankfüllung entfernt..." mit ihrem Werk "Give up" an der alten Tankstelle Deutz in Köln.

Gültoprak erhielt in der Laufzeit ihrer aktuellen Karriere schon mehrere Preise und Stipendien. 2013 erhielt sie als erste, nach ihrer vierteiligen Ausstellungsreihe "DEAR GARAGE" im Jahr 2012, den Förderpreis für Künstlerinnen von der Kunsthochschule für Medien in Köln. 2015 bis 2017 gewann Gültoprak das Atelierstipendium des Kölnischer Kunstverein, 2017 das Künstlerstipendium „Atelier Galata“ in Istanbul und 2018 das Friedrich-Vordemberge-Stipendium der Stadt Köln.

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